Thiers an die Spitze der Regierung gestellt. Mit ihm schloß der Reichs—
kanzler, Graf Bismarck, im Namen des deutschen Kaisers den Frieden
ab. Frankreich mußte Elsaß mit Straßburg und Deutsch-Lothringen mit
Metz abtreten und überdies als Kriegsentschädigung die Summe von
5000 Millionen Frank (4000 Millionen Mark) zahlen. Die National—
versammlung in Bordeaux fügte sich diesen Bedingungen, und am 2. März
1871 wurde in Versailles der Frieden unterzeichnet. An demselben Tage
schrieb der Kaiser an die Kaiserin: Soweit in also das Werk vollendet,
daß durch die siebenmonatlichen siegreichen Kämpfe errungen wurde. Dank der
Tapferkeit, Hingebung und Ausdauer des unvergleichlichen Heeres in allen
seinen Teilen und der Opferfreudigkeit des Vaterlandes! Der Herr der
Heerscharen hat überall unsere Unternehmungen sichtlich gesegnet und daher
diesen ehrenvollen Frieden in seiner Gnade gelingen lassen. Ihm sei
die Ehre! Der Armee und dem Vaterlande mit tief erregtem Herzen
meinen Dank!“
Die Friedensglocken läuteten durch Stadt und Land; unvergeßlicher
Jubel ertonte durch alle Gaue, und, von ihm begleitet, kehrte der ruhm—
gekrönte Kaiser am 17. März nach Berlin zurück.
So endigte dieser für Deutschland glorreiche Krieg. In 200 Tagen
hatten die deutschen Heere 17 Schlachten geschlagen und 156 größere und
kleinere Gefechte, alle siegreich geliefert. 26 Festungen hatten sich ergeben
müssen; über eine halbe Million Krieger wurden gefangen, 120 Adler oder
Fahnen, 6700 Kanonen und Hunderttausende von Gewehren erbeutet.
Niemals hat man größere Anforderungen an ein Heer gestellt als an das
unsere; niemals ist ein glänzenderer Erfolg errungen worden. Dafür ge—
bühret Gott die Ehre!
Frankreich genoß aber nach dem Frieden noch nicht die Ruhe. In
Paris brach ein furchtbarer Aufstand aus. Hier rissen die Wortführer des
Pöbels alle Gewalt an sich, bildeten unter dem Namen Kommune ein
Schreckensregiment und traten den unter Mac Mahons Befehl vor den
Thoren lagernden Truppen mit den Waffen in der Hand entgegen. Es
foigten Greuel auf Greuel. Die herrlichsten Paläste und Monumente der
schoͤnen Stadt wurden in Asche gelegt und zahllose Mordthaten begangen.
Das war ein schreckliches Nachspiel des Krieges! Der Bürgerkrieg fing an
zu zerstören, was bis dahin noch verschont geblieben war. Das alte
Königsschloß der Tuilerien, das Rathaus wurde niedergebrannt. Erst nach
blutigen Kämpfen gelang es den Regierungstruppen, die Aufständigen zu
überwältigen. Viele derselben wurden den Gefängnissen überliefert, viele
verbannt, viele hingerichtet.
In diesem Wirrsal aber wußte Graf Bismarck, der große Staatsmann,
die Ansprüche des deutschen Reiches von neuem zu sichern, und es ersolgte
unter seiner persönlichen Mitwirkung der endgültige Friedensschluß zu
Frankfurt a. M. den 10. Mai 1871. Am 16. Juni fand unter uner—
meßlichen Jubel der Einzug der siegreichen Truppen in Berlin statt, und
am 18. Juni, dem Jahrestage der Schlacht von Waterloo, wurde ein all—
gemeines Dauk- und Friedensfest gefeiert.
„Wir stehen,“ so sprach der Kaiser beim Einzuge, „am Schlusse eines
der glorreichsten, wenn auch blutigsten Kriege der Neuzeit. Möge der
Fiede den wir mit so vielen Opfern erfochten haben, ein dauernder
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