53. In Italien. ꝛꝛ e e ee ee
wußte man zwar, daß ein Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79
nach Christi Geburt Pompeji zerstört, nicht aber, wo diese Stadt
gelegen hatte. Einige beim Brunnengraben aufgefundene In—
schriften bezeichneten zuerst den Ort. Gegenwärtig ist etwa der
vierte und jedenfalls der interessanteste Teil der Stadt, auf
dem Weinberge und Landhäuser sich ausbreiteten, ans Tages—
licht gezogen. Denn ausgegraben sind: das Forum, zwei Theater,
die Straße der Handwerker und Kaufleute, der Zirkus vor dem
Tor, die Straße der Gräber und die Häuser bekannter Männer,
wie Cicero, Diomedes, Sallust u. s. w. Die Einwohner Pompejis
waren im Augenblick des Ausbruches gerade im Amphitheater
versammelt, das mit seinen Marmorstufen und Löwenzwingern
vor unserem Blicke aufgedeckt steht. Wahrscheinlich hatte der
größere Teil Zeit sich zu flüchten.
Jedoch findet man auch einen großen Teil Verunglückter.
Im Tempel der Isis lag in den unteren Gewölben ein Skelett
mit einer Brechstange. Der Mann hatte sich durch zwei dicke
Mauern durckgearbeitet. Ein weibliches Skelett hielt in seinen
Armen die Skelette zweier Kinder, die es gegen den Aschen—
regen hatte schützen wollen. Nichts überrascht so sehr als die
Frische der Farben, die zweitausend Jahre lang an diesen Kalk—
wänden kleben. Fast alle Fußböden der größeren Häuser sind
mit den zierlichsten Mosaiken bedeckt und die Springbrunnen mit
dem zerbrechlichen Schmuck von Schnecken und Seemuscheln
sehen aus, als ob sie eben fertig geworden. Man staunt über
die Richtigkeit der Zeichnung und den Glanz der Farben bei
den schwebenden Figuren auf rotem oder schwarzem Grund,
welche die Wände schmückten und jedesmal Bezug auf die Be—
stimmung des Ortes hatten. Ein Pfeiler im Hause eines Tuch—
fabrikanten zeigt das ganze Verfahren dieses Geschäftes. In den
Speisezimmern findet man Obst-, Blumen- und Jagdstücke. Die
Namen der Handwerker sowie die der Straßen sind mit schöner
Schrift, meist rot an den Häusern angeschrieben. Die Räder
der Wagen haben Geleise in das harte Lavapflaster gegraben,
an einigen Stellen liegen noch die Steine um bei Regenwetter
trockenen Fußes von einem Fußsteig auf den andern über die
Straße gelangen zu können. Man hat Brot, Mehl, Oliven,
Feigen, Bohnen, freilich verkohlt, Weinkrüge, zahllose Töpfer—
geschirre von der zierlichsten Form und mit den bekanntesten
Figuren auf schwarzem Grund, Kochöfen, Backherde, allerlei
Handwerksgeräte, Würfel, Schachspiele, musikalische Instru—
mente, Küchengeschirre und Wagschalen gefunden und alles
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