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feit, die Staunen erregt. Seine vollen, glänzenden Augen beseelt ein fri¬
sches und mildes Feuer, das ganz mit seinem zierlichen Bau, mit seinen
raschen Bewegungen und der Behendigkeit im Springen übereinstimmt.
Sein heiterer Iugendsinn meidet feuchte und sumpfige Stellen und hohe,
finstere Eichen- und Buchenwaldungen. Es liebt mehr lichte Schläge, die
an Saatfelder stoßen. Es ist listiger und viel fluchtiger, als der Hirsch
und läßt den verfolgenden Hund bald hinter sich. Es weiß diesen durch
mannigfaltige Umwege, durch verdoppelte Kreuzsprünge irre zu führen,
macht mitten im Laufe einen starken Absprung zur Seite, duckt sich wie ein
Hase nieder und läßt die ganze Mente seiner aufgehetzten, bellenden Feinde
vorüberziehen. Die Jungen verbirgt das Reh im Gestrüpp und zeigt sich
lieber selbst dem Jäger, um die Feinde von ihnen abzulenken; doch bald
kehrt es auf weiten Umwegen unversehrt zu denselben zurück. Stößt dem
Rehbock etwas unvermuthet auf, so stutzt er im ersten Augenblick, ist dann
aber blitzschnell und warnt die Seinigen durch Pfeifen, das er dreimal
wiederholt, und das weithin schallt. Jung aufgezogen, sind die Rehe aller¬
liebste Geschöpfe; allein die Böcke nur so lange, bis sie ein tüchtiges Geweih
aufgesetzt haben. Dann fühlen sie sich und versuchen, mit ihrem Geweih
zu stoßen. Wunderlich.
194. Waldlied.
Ich möchte ein Jäger sein, ! Möchte hören der Winde Wehen,
Durchstreifen Felder und Hain, Wenn die Tannen rauschen darein!
Möchte der Vögel Ruf verstehen, I Ich möchte ein Jäger sein!