Full text: Deutsches Lesebuch für die Oberstufe mehrklassiger Schulen

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buntesten Farben leibhafte Chinesen, wie sie auf den Theemärkten erscheinen, 
abgebildet sehen und die wunderbaren chinesischen Schriftzüge bewundern 
kann, welche den Namen des Erbauers und des Landbezirks — gleich den 
Etiketten auf unseren Weinflaschen — nennen. Der Leser aber mag sich 
nur in Acht nehmen, daß man ihm nicht in England oder Rußland zu¬ 
bereitete Schlehen- oder Eschenblätter für Thee aus Kanton verkaufe, denn 
oft genug hat keins der grünen Blättlein in den schön bemalten Theebüchsen 
weder China noch sonst ein Land Asiens zu sehen bekommen. 3- seil. 
222. Elephantenjagd. 
Das Königswild auf der Insel Ceylon ist der Elephant, der hier in 
außerordentlicher Menge lebt. Er steht zwar dem afrikanischen an Werth 
nach, weil er selten so lauge Zähne hat wie dieser; indessen ist cs immer 
ein Fest für den Jäger, wenn er auf eine Herde von Elephanten stößt, 
die ruhig im hohen Grase weiden. Wir begaben uns, so erzählt Prinz 
Waldemar von Preußen in seiner Reisebeschreibung, in Begleitung eines 
berühmten Elephantcujägers nach dem sogenannten Elcphantenpark in der 
Nähe des rieselnden Baches Taldenia, wo wir in einem aus Bambusstäben 
gebauten Rnhehause Mittagsrast hielten. Hier war es, wo wir die ersten 
Elephanten trafen. Drei Singalesen giengen als Führer voran, vorsichtig 
spürend wie Hunde; doch war dieser erste Versuch ohne Erfolg, und wir 
begaben uns gegen Sonnenuntergang zu einem Walddörfchen, um am 
nächsten Tage den Elephautenpark zu betreten. Derselbe hat ein welliges, 
von vielen Bächen durchschnittenes Terrain. Außer den Elephanten, welche 
hier in großen Scharen beisammen leben, enthält der Park noch anderes 
Wild und ist die berühmteste Jagdgegend der Insel. Wir schickten gewöhn¬ 
lich Kundschafter voran, die, wenn sie Elephanten gesehen hatten, mit blitzen¬ 
den Augen zurückkehrte» und über ihre Entdeckung Bericht erstatteten. 
Dann saßen wir ab, um unbemerkt in die Nähe der Thiere zu gelangen. 
Die Führer mußten sich, gebückt und oft auf den Händen kriechend, durch 
das verwachsene, dornige Gebüsch mit der größten Geschicklichkeit hindurch 
winden. Auch wir mußten fortwährend in gebückter Stellung gehen; das 
Gewehr in der Hand und mit demselben Bahn brechend, war es für uns 
keine leichte Aufgabe, ihnen zu folgen. An einer etwas offenen Stelle 
blieb ich stehen, um mich umzusehen und zu horchen, denn man muß sehr- 
vorsichtig sein. Man steht neben einem solchem Thierkolosse, man weiß nicht 
wie, und ein Tritt mit seinem Fuße ist hinreichend, daß man nie wieder¬ 
aufsteht. Die Hauptsache bei der Jagd besteht darin, daß man den Ele¬ 
phanten zum Angriff bringt, um ihn vorn an der Wurzel des Rüssels oder 
an der Ausbiegung über den Augen zu treffen, da er fast nur an diesen 
Stellen verwundbar ist. Ebenso ist zu beachten, daß man nicht auf eine 
größere Entfernung als von 20 bis 25 Schritt schießt. Wir fanden eines 
Tages einen Elephanten im hohen Grase. Ich schieße und verwunde ihn, 
und nun setzen wir, mein Gefährte und ich, im Trabe hinter ihn, her. Er 
wird in seinem raschen Laufe langsamer und schwankend; er sieht sich um, 
macht, als ob er sich besinne, mit den Ohren schlagend und den Rüssel 
erhebend, Kehrt, und mit dem uns schon hinlänglich bekannten Angriffs¬
	        
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