Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

464 — 
Dort machte er innerhalb fünf Jahren große Fortschritte in allen 
Fächern, und bei seinem Eintritt in hannoversche Kriegsdienste ward ihm 
wegen seiner Kenntnisse der Unterricht sämtlicher Unteroffiziere und selbst 
junger Offiziere anvertraut. Drei Jahre später (1780) ward er Lehrer 
an der Kriegsschule in Hannover und verschaffte sich nun als Verfasser 
kriegswissenschaftlicher Schriften einen Namen. Während des ersten Um— 
wälzungskrieges, in welchem er sich durch Kaltblütigkeit und Besonnenheit 
auszeichnete, erhielt er die Ernennung zum Major und bald darauf zum 
Oberstleutnant. Ein größeres Feld eröffnete sich für Scharnhorst, als er 
10 in preußische Dienste übertrat. Durch den Herzog von Braunschweig dem 
Könige von Preußen empfohlen, wurde er von diesem zum Oberstleutnant 
bei der Artillerie ernannt. In den Generalstab versetzt, hielt er in Berlin 
Vorlesungen für die Offiziere, wurde 1804 Oberst und dann mündlich 
vom Könige in den Adelstand erhoben, ohne daß er sich bemühte, die 
15 Urkunde darüber ausgefertigt zu erhalten. 
Der Übermut und die hinterlistige Politik Napoleons entging Scharn— 
horsts scharfem Auge nicht, und als das preußische Gebiet verletzt wurde, 
exklürte er sich für den Krieg und äußerte: „Tritt Preußen jetzt nicht 
Osterreich und Rußland bei und siegt Napoleon, so werden wir ihn im 
20 nächsten Jahre auf dem Halse haben; und wo dann Beistand?“ Wirk— 
lich sah Preußen sich 1806 unter nachteiligen Umständen zum Kampfe 
gegen Frankreich gezwungen. Scharnhorst, der Napoleons Kriegsweise 
ernsthaft erforscht hatte, begleitete den Herzog von Braunschweig als 
Generalquartiermeister, wurde aber damals bei kriegerischen Angelegen— 
SS heiten fast gar nicht zu Rate gezogen. Nach dem Unglückstage von Jena 
und Auerstädt (14. Oktober 1806) schloß sich Scharnhorst, wenn auch 
verwundet, an die Blücherschen Truppen an und leistete diesen auf dem 
Rückzuge nach Lübeck die ersprießlichsten Dienste. Bei Erstürmung dieser 
Stadt durch einen Zufall gefangen genommen, wurde er noch vor der 
30 übergabe bei Ratkau ausgewechfelt. Nun eilte er zu dem König nach 
Thorn, um beim nächsten Feldzug thätig zu sein. Schon in dem Gefecht 
bei Pultusk rächten die Preußen durch einen wütenden Bajonettangriff 
die Schmach von der Saale; noch mehr aber stellten sie ihren alten 
Waffenruhm in der Schlacht bei Eilau wieder her, welche von Scharn— 
5 horst mit Geistesgegenwart und kriegerischem Geschick geleitet wurde. 
Bald darauf erfolgte jedoch die Niederlage bei Friedland und danach 
der Friede von Tilsit, in welchem Preußen auf die Hälfte seines Ge— 
biets verzichten mußte. 
Was der Staat an äußerer Macht verloren hatte, das sollte ihm 
0 nun an innerer Erstarkung wiedergegeben werden und zwar zu einer Zeit, 
als argwöhnische Feinde noch die Hauptfestungen des Landes besetzt 
hielten und das preußische Heer nur 42000 Mann betragen durfte. 
Zu solch schwierigem Geschäfte ersah Friedrich Wilhelm III. den ernsten,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.