Full text: Mit 27 Abbildungen (Teil 3 = (6. - 8. Schuljahr), [Schülerband])

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mit sich fort der Erde Wucht 
reißen in gewalt'ger Flucht, 
205 wächst sie in des Himmels Höhen 
riesengroß! 
Hoffnungslos 
weicht der Mensch der Götterstärke; 
müßig sieht er seine Werke 
210 und bewundernd untergehn. 
wir trauernd in der Erde Schoß 
und hoffen, daß er aus den Särgen 
erblühen soll zu schönerm Los. 
Von dem Dome 
24ß schwer und bang 
tönt die Glocke 
Grabgesang. 
Ernst begleiten ihre Trauerschläge 
einen Wandrer auf dem letzten Wege. 
Leergebrannt 
ist die Statte. 250 Ach, die Gattin ist's, die teure, 
wilder Stürme rauhes Bette. ach, 3 ist die treue Multer, 
In den öden Fensterhöhlen die der schwarze Fürst der Schatten 
ats wohnt das Grauen, wegführt aus dem Arm des Gatten, 
und des Himmels Wolken schauen aus der zarten Kinder Schar, 
hoch hinein. 255 die sie bluhend ihm gebar, 
Einen Blick die sie an der treuen Brust 
nach dem Grabe wachsen sah mit Mutterlust! — 
220 seiner Habe Ach, des Hauses zarte Bande 
sendet noch der Mensch zurück, — sind gelöst auf immerdar; 
greift fröhlich dann zum Wanderstabe. 260denn sie wohnt im Schattenlande, 
Was Feuers Wut ihm auch geraubt, die des Hauses Mutter war; 
ein süßer Trost ist ihm geblieben: denn es fehlt ihr treues Walten, 
225 er zählt die Häupter seiner Lieben, ihre Sorge wacht nicht mehr; 
und sieh, ihm fehlt kein teures Haupt. an verwaister Stätte schalten 
265wird die Fremde, liebeleer. 
In die Erd' ist's aufgenommen, 
glücklich ist die Form gefüllt. 
Wird's auch schön zutage kommen, 
230 daß es Fleiß und Kunst vergilt? 
Wenn der Guß mißlang? 
Wenn die Form zersprang? 
Ach, vielleicht, indem wir hoffen, 
hat uns Unheil schon getroffen! 
235 Dem dunkeln Schoß der heil'gen 
Erde 
vertrauen wir der Hände Tat, Munter fördert seine Schritte 
bertraut der Sämann seine Saat 215fern im wilden Forst der Wandrer 
und hofft, daß sie entkeimen werde nach der lieben Heimathütte. 
zum Segen, nach des Himmels Rat. Blökend ziehen heim die Schafe, 
240 Noch köstlicheren Samen bergen und der Rinder 
Bis die Glocke sich verkühlet, 
laßt die strenge Arbeit ruhn! 
Wie im Laub der Vogel spielet, 
mag sich jeder gütlich tun! 
Winkt der Sterne Cicht, 
ledig aller Pflicht 
hört der Bursch die Vesper schlagen; 
Meister muß sich immer plagen.
	        
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