Full text: Mit 27 Abbildungen (Teil 3 = (6. - 8. Schuljahr), [Schülerband])

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als sie sich dem eigentlichen Strombette näherten, hielt Maclure 
einen Augenblick an, um Jeb verschnaufen zu lassen. „Du wirst deine 
ganze RKraft brauchen, Alte, und ich säbe lieber auf deinem 
Rücken; aber du hast mich noch nie im Stich gelassen, und das 
Leben einer Erau hängt an unserm Durchkommen.“ 
Sobald sie in das Flubbett kamen, stieg das Wasser bis an die 
Achsen und dann bis an die Deichsel. Der Professor fühlte es um 
seine Füße spülen, und der Wagen zitterte; es schien, als wollte 
ihn das Wasser fortreiben. Doktor Macleod war nicht furchtsam; 
aber er war noch nie bei Hochwasser durch einen Hochlandsflubß 
gefahren, und die wilden, dunkeln Wassermassen, die neben, hinter 
und vor ihm tosten, malten ihm Schreckbilder vor. Er stand auf 
und hieb Maclure umkehren; er hätte nicht Lust, um irgend eines 
Fremden willen den Tod im Wasser zu finden. 
„Setzen Sie sichl“ donnerte Maclure, „Ihre Pflicht werden Sie 
tun, und dazu gehen Sie jetzt durens Wasser!“ Maclures Ent- 
schlossenheit siegte. Jeb suchte vorsichtig mit den Fübßen den 
Weg und stemmte die Schultern gegen den Strom. Maclure beugte 
sich vor, in jeder Hand einen Zügel und die Augen auf Hillocks 
gerichtet, der jetzt, bis an die Hüften im Wasser stehend, Anwei- 
sungen hinüberschrie und Mann und Plerd anfeuerte. 
„Nach rechts, Herr Doktor! Dort ist ein Loch; dab Sie nur 
da nicht hineinkommen. So ist's recht! Sehr gut! Rubig, ruhbig, 
das ist die tiefste Stelle. Nur fest sitzen bleiben! Jetzt an der 
Böschung hinauf, dann ist das Argste vorbei. Bravo, Jeb, bravo! 
Jetzt gerad' auf mich zu, Herr Doktor, und ich zeig' Euch die Straße. 
Meiner Treu, Ihr habt Euch gut gehalten beide!“ rief Hillocks und 
patschte zu dem Wagen hin, der jetzt wieder im seichten Wasser 
war. „In der Mitte wär's einmal ums Haar schlimm gegangen,“ 
führ er fort, „eine Hochlandsfurt in der Schneezeit ist kein Spab. 
Aber jetzt seid Ihr auber Gefahr. Ieh wünsche Ihnen Glück, Herr 
Professor, zum Geschäft. Nur ein braver Mann vwagt sich heute 
durch den Tochty. leh meine, es mub Ihnen gelingen nach dem 
Anfang.“ Es war schon bekannt geworden, daß ein berühmter 
Professor kKomme, um Anna NMitchells Leben zu retten. 
6. Zwei Stunden später kam Maclure aus Annas Stube, packte 
Thomas, der wie ein Häuflein stummen Elends beim Küchenfeuer 
saß, führte ihn in die Scheuer, breitete etwas Korn auf die Tenne 
und gab ihm einen Dreschflegel in die Hand. „Jetzt müssen wir 
anfangen, und vor einer Stunde sind wir nicht fertig. Ihr drescht 
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