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dem 's zu Ende geht, und der sich nicht rechtfertigen kann. Es war oft nicht
leicht für mich, in die Kirche zu gehen; aber ich hätt's schon machen
können, wenn ich mich darum bemüht hätte, und ich habe manchmal
geschimpft und wüst geredet. Ich hätte auch sanfter sein sollen und
nicht so heftig. Es ist jetzt zu spät zum Bessermachen; aber sage nur den
Leuten, es ist mir leid, und ich hoffe, unser Herrgott werde barmherzig
sein. Könntest du nicht noch mit mir beten, Patrick?“
„Es werden mir keine Worte einfallen,“ sagte Drumsheugh in großer
Not, „soll ich nicht zu dem Pfarrer schicken?“
„Es ist zu spät dazu, und ich möcht's am liebsten von dir. Sage nur,
wie dir's ums Herz ist. Der liebe Gott versteht's dann schon.“
Drumsheugh kniete nieder und betete mit vielen Unterbrechungen:
„Lieber Gott, urteile nicht hart über den Willem Maclure, denn er ist
auch gegen niemand in Drumtochty hart gewesen..Sei gut gegen ihn,
wie er's gegen uns 40 Jahre lang gewesen ist. KWir sind alle Sünder
vor dir. Vergib ihm, was er unrecht getan hat, und halt's ihm nicht
vor . . . Denke an die Leute, denen er geholfen hat, die Frauen und
die Kinderlein. . . und heiße ihn willkommen daheim, denn er hat's recht
nötig nach seiner Arbeit. Amen.“
„Danke dir, Patrick, und gute Nacht! Mein alter, treuer Freund,
gib mir deine Hand, denn vielleicht kenne ich dich nachher nicht wieder.
Jetzt will ich meiner Mutter Abendgebet sagen und dann ein bissel schlafen;
aber gelt, du bleibst bei mir, bis alles vorüber ist!“ Dann sagte er,
wie er's jede Nacht seines Lebens getan hatte:
„Heut' nacht leg' ich zum Schlaf mich hin.
O Herr, bewahr mir Seel' und Sinn,
und wenn im Schlaf mir kommt mein End',
nimm meine Seel' in deine Händ'!“
5. Er lag in ruhigem Schlafe, als plötzlich der Wind den Schnee
heftig gegen das Fenster warf. Es war dem Doktor, als wolle ihn
jemand holen. „Soll ich kommen?“ fragte er. Eine unhörbare Stimme
schien zu antworten. — „Es geht ihr schlimmer, und sie hat arge Schmerzen?
Das ist bös. Es ist recht, daß Ihr mich holt. Die vordere Tür ist ver—
schneit, geht ums Haus herum, dann kommt Ihr in die Küche. Ich bin
im Augenblick fertig. Leuchtet mir mit der Latexne, wenn ich die Jeß
sattle. Ihr braucht nicht mitzukommen, ich weiß den Wea.“
Er machte im Traum einen Gang der Barmherzigkeit und kämpfte
gegen den Sturm: „Es ist eine rauhe Nacht, Jeß, und ein böser Weg.