Um fünf Uhr abends kamen meine Leute mit Unmengen von Fleisch
beim Lagerplatz an, und doch hatten diese Geschäftsleute — die Duala
sind geborne Händler — im Vorbeifahren schon einen bedeutenden Teil
davon an die Eingebornen abgesetzt.
Mir graut vor den Luftverhältnissen, die sich morgen hier entwickeln
werden. Vorläufig bin ich aber noch sehr vergnügt mit den schönen
Zähnen vor meinem Zelt und heißem Rotwein vor mir. Noch vergnügter
sind aber meine Leute, die abwechselnd kochen, essen, Palmwein trinken
und schlafen. Sie haben mir, augenscheinlich stolz auf diese Leistung, die
tröstliche Versicherung gegeben, das würde die ganze Nacht hindurch so
weitergehen. Ich für meine Person krieche jetzt unter mein Moskito—
netz zu einem Schlafversuch; denn morgen heißt es wieder munter sein
zu weiterem Wirken in dem edlen Weidwerk.
Dr. Curt Mac Lean. (Originalartikel.)
218. Eine Landpartie im schwarzen Deutschland.
1. Wir befanden uns in Lew a, einer bedeutenden Tabaksplantage der
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, und bewunderten die Arbeiterdörfer,
die wohleingerichteten Wohnungen der Europäer, die zahlreichen Scheunen
und Industriegebäude inmitten weiter Tabakfelder. Deutscher Fleiß hat sie
geschaffen da, wo vor wenigen Jahren noch Urwald die Flächen bedeckte.
Von hier beschlossen wir, nach dem etwa 60 Kilometer entfernten
Tanga zu gehen. Es war Sommer. Seit Monaten schon sandte die
Sonne von einem stets gleich unbewölkten Himmel ihre sengenden Gluten
auf die lechzende Erde hernieder, und erst in vier Wochen wurde die
Regenzeit erwartet. Am 23. Februar früh um sechs Uhr brachen wir auf
in Begleitung unsrer Boys, d. h. der zur persönlichen Dienstleistung be—
stimmten Negerburschen, und der zehn Träger für die Sachen, deren wir
unterwegs bedurften. Jeder von ihnen trug 30 Kilogramm auf dem
Kopfe, die übliche Trägerlast in Afrika. Wir mußten uns eben mit allem
versehen, was wir unterwegs auch an Bequemlichkeitsgegenständen nötig
hatten; denn bis Tanga hatten wir nirgends eine gastliche Unterkunft,
nirgends eine freundliche Aufnahme zu erwarten. Nicht nur Kisten mit
Getränken, vor allem Harzer Sauerbrunnen, und Eßwaren nahmen wir
mit; da trug einer das Zelt, ein andrer Feldbetten und Stühle, ein dritter
Kochtopf und Geschirr usw.
2. Nur kurze Zeit konnten wir uns an den wohlgepflegten Plantagen
freuen. Bei dem Arbeiterdorfe Magila betraten wir den Urwald, und