Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

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die sahen nun mit gutem Bedacht, 
was Arbeit unser Held gemacht. 
Von denen hat's der Kaiser vernommen. 
Der ließ den Schwaben vor sich kommen; 
er sprach: „Sag' an, mein Ritter wertl! 
Wer hat dich solche Streich' gelehrt ? 
Der Held bedacht sich nicht zu lang: 
„Die Streiche sind bei uns im Schwang; 
sie sind bekannt im ganzen Reiche: 
man nennt sie halt nur Schwabenstreiche.“ 
Ludwig Uhland. 
14. Meier Helmbrecht und sein Sohn. 
Ein reicher Bauer, Helmbrecht mit Namen, hatte einen Sohn, 
der ebenfalls Helmbrecht hieß. Dieser Sohn war stolz auf sein 
schönes Gesicht und schämte sich, ein Bauer zu sein. Er trug eine 
kunstreich gestickte Mütze, die seine Mutter von einer Nonne hatte 
anfertigen lassen, und sein Rock war von dem feinsten Tuche. 
Auch einen Kettenpanzer und ein Schwert hatte ihm seine Mutter 
geschenkt, und sie und seine Schwester machten ihn durch allerlei 
Cobsprüche nur noch eitler und stolzer. Um dem Sohne in allen 
Dingen zu Willen sein und ihm silberne Unöpfe und was er sonst 
wünschte, anschaffen zu können, verkaufte die Mutter neben den 
Eiern auch die Hühner. Der Vater war mit solch hoffärtigem 
Wesen wenig einverstanden; was er aber dawider redete, das war 
alles in den Wind gesprochen. 
Einst sprach der Sohn zu seinem Vater: „Es ist mein Wille, 
an den Hof zu gehen; es wäre doch schade um mich, wenn ich 
nichts als ein Bauer würde. Ich bedarf dazu aber eines Rosses; 
das wirst du mir nicht versagen, nachdem Mutter und Schwester 
mich mit Kleidern so wohl ausgestattet haben.“ Da warnte ihn 
der Vater, schilderte ihm die Gefahren des Hoflebens und mahnte 
ihn, zu bleiben, was er sei. „Du wirst dem Spotte der Hofleute“, 
sprach er, „zur Fielscheibe dienen, wenn du dich über deinen Stand 
erheben willst.“ Der Sohn aber blieb bei seinem Vorsatze und 
sprach: „Redet mir nicht länger dawider! Befindet Euch wohl bei 
Wasser und Haferbrei, ich will es einmal mit Wein und gebratenen 
hühnern versuchen. Und meine schönen Kleider passen sicher besser 
zu einem CTanze mit schönen Ritterfräulein, als hinter Pflug und 
Egge herzugehen.“ VNoch ein Mittel versuchte der Vater, den Sohn
	        
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