Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

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allgemeinen Verwirrung verloren hatten, Geschrei der Menschen, 
die mit Löschung der Flammen beschäftigt waren, Lärm der Trom— 
meln, Geklirr der Waffen, Rasseln der Fuhrwerke, — nein, es ist 
nicht möglich, das furchtbare Bild in seiner ganzen Lebendigkeit 
auch nur annähernd zu schildern! 
Indem ich in diesem allgemeinen Tumult mich veranlaßt fand, 
einmal nach meinem eigenen Hause zu sehen, erwartete mich dort 
ein Anblick, der auch nicht dazu geeignet war, mich sonderlich zu 
erfreuen. Eine Bombe war, durch den Giebel einschlagend, durch 
zwei Böden bis in den Keller hinabgefahren und hatte, da sie dort 
platzte, sieben Orhoft voll Branntwein zersprengt, deren Inhalt 
nun gänzlich für mich verloren ging. Außerdem waren überall im 
hause die größten Verwüstungen angerichtet; die ganze Eingangs— 
flur war aufgerissen und ebensowenig irgendeine Fensterscheibe, als 
ein Fiegel auf dem Dache unbeschädigt geblieben. All meine Ceute 
hatten, wie leicht begreiflich, das Weite gesucht, und so stand es 
nicht bloß bei mir, sondern auch links und rechts und in vielen 
Nachbarhäusern. 
Mit wenig verminderter Stärke hielt den ganzen Cag des 
. Juli das Bombardement an und häufte Verwüstung auf Ver— 
wüstung. Dennoch waren unsere Löschanstalten wirksam genug, 
um immer noch des Feuers Meister zu bleiben. 
So von Schrecken umgeben und auf noch Schrecklicheres gefaßt, 
sahen wir der nächsten Nacht entgegen. Das feindliche Geschütz 
vereinigte sich zu neuen, noch höheren Anstrengungen, und seine zer— 
störenden Wirkungen im anhaltenden Geprassel einstürzender Häuser, 
fallender Ziegel und klirrender Fensterscheiben betäubten das Ohr. 
Alle jammervollen Szenen der vorigen VNacht erneuerten sich in 
noch weiterem Umfange. Mitten in der Nacht schlug eine Bombe 
ins Rathaus, das die Stadtarchive und viele andere wertvolle Sachen 
barg, und steckte es in Brand. Die Löschanstalten konnten das 
brennende Gebäude nicht retten, vermochten jedoch dem Feuer ein 
Fiel zu setzen. 
Der Morgen des 2. Juli brach an, aber auch das feindliche 
Bombardement schien mit dem Morgen wieder neue Kräfte zu ge— 
winnen. VNot und Elend, Jammergeschrei und Auftritte der blutigsten 
Art, einstürzende Gebäude und prasselnde Flammen: das war fast 
das einzige, was bei jedem Schritte den entsetzten Sinnen sich dar— 
stellte. Um neun Uhr morgens, während noch das Rathaus loderte, 
geriet, durch eine andere Bombe entzündet, auch das Gebäude des
	        
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