Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

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art seine Körperkraft und wurde der beste Fechter und beste Schwimmer— 
Ein Hauplvergnügen war die Jagd, und wenn er seinem Hofe ein Fest 
bereiten wolli, wurde eine Trebjagd angestellt. Alles setzte sich zu 
Pferde, und dann ging es unter dem Klange der Hörnen und dam 
Gebelle unzähliger Hunde im lärmenden Jubel hinaus in die Weite der 
Wälder, wo die Blüte der jungen Edelmtnner sich dann durch Mut 
und Geschicklichkeit einander zu übertreffen suchte Karl, mitten unter 
ihnen, beftand manchen heißen Kampf mit wilden Ebern, Bären und 
Auerochsen. Im Essen und Trinken war er sehr mäßige Speiste er 
mit den Seinigen allein, so kamen nur 4 Schüsseln auf den Tisch. Ein 
Wildbretbraten, am Spieße vom Jäger zur Tafel gebracht, war seine 
Lieblingsspeise Sein Schlaf war nur kurz. Selbst des Nachts ftand 
er mehrmals von seinem Lager auf, nahm Schreibtafel und Griffel, um 
sich in der in seiner Jugend versäumten Schreibkunst zu üben, oder er 
belete, oder er stellte sich ans Fenster und betrachtete mit Ehrfurcht und 
Bewunderung den gestirnten Hinmel. Eine so einfache Lebensweise er— 
höhte die ohnehin so gewaltige Körperkraft dieses Mannes, so daß man 
seinen Geschichtschreibern wohl glauben darf, wenn sie erzählen, wie 
er mit leichter Mühe ein Hufeisen brach, oder mit seinem gewaltigen 
Schlachtschwerte einem Feinde den Kopf bis in die Tiefe spaltete und 
Lasten hob, die ein gewöhnlicher Mann jetziger Zeit nicht von der Stelle 
rücken könnte 
Seine Kleidung war nach deutscher Art einfach. Er trug Gewänder, 
von der fleißigen Hand seiner Gemahlin verfertigt: Strümpfe und leinene 
Beinkleider mit farbigen Bändern kreuzweise umwunden, ein leinenes 
Wamnis und darüber einen einfachen Rock mit seidenem Streife, selkener 
einen kurzen Mantel von weißer oder grüner Farbe; aber stets hing ein 
großes Schwert mit goldenem Griffe und Wehrgehänge an seiner Seite 
Nur an Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller Majestät 
mit einer goldenen, von Diamanten strahlenden Krone auf dem Haupte, an— 
gethan mit einem lang herabhängenden Talar, mit goldenen Bienen besett 
Die letzten Lebenstage Karls des Großen wurden durch den schmerz 
lichen Verlust seiner beiden hoffnungsvollsten Söhne Pipin und Karl 
getrübt. Als er seine Kräfte täglich mehr abnehmen sah, ließ er, im 
Vorgefühle seiner baldigen Auflösung, seinen noch übrigen Sohn Ludwig, 
dem er früher schon Aquitanien abgetreten hatte, nach Aachen kommen 
Nachdem er ihm in der Marienkirche in Gegenwart einer großen Volks 
menge die wichtigsten Pflichten eines Regenten ans Herz gelegt hatte, 
mußte sich Ludwig mit eigener Hand die goldene Krone aufsetzen. So 
ward er gekrönter König aller Frauken. Nicht lange überlebte Karl die 
Krönung seines Sohnes Nür wenige Monate darauf, im Januar des 
Jahres 814 ergriff ihn ein Fieber welches sich in den letzten Jahren 
oft eingestellt hatte heftiger als zuvor. Da ließ er den Bischof Hildbold 
seinen Vertrauten, rufen und empfing aus seiner Hand das hli Wend 
mahl. Am Morgen des folgenden Tages es war der 28. Janugr
	        
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