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sich ihm unterwerfen. Wittekind aber hatte sich zurückgezogen über die
Weser Kaum war Karl wieder fort nach Italien, so war auch Witte—
lind wieder da; das ganze Volk erhob sich von neuem, eroberte Eres—
burg wieder und belagerte Syburg
Karl begab sich nach seiner Rückkehr gleich nach Westfalen und
durchzog es mit seinem Heere bis zu den Quellen der Lippe Wieder
wurde ihm Unterwerfung gelobt, und Geiseln wurden gegeben. Im
solgenden Jahre 777 berief er einen Reichstag der Sachsen nach
Paderborn, wo ein fester Friede mit dem ganzen Volke geschlossen
werden sollte. Inzwischen hatten sich die christlichen Missionare große
Mühe gegeben, die Sachsen zu bekehren. Auf dem Reichstage fanden
sich auch viele Sachsen aus allen Gegenden des Landes ein, um Karnl
huldigen und sich taufen zu lassen Aber Wittelind fehlte; denn
hatte sich zum Könige von Jütland zurückgezogen, um Hilfe von
ihm zu erlangen. Kaum hatte fich jedoch Karl auf einen Zug gegen
Spanien begeben, so kehrte auch Wittekind zurück; alle Sachsen flelen
vom Christentum wieder ab, erhoben sich gegen die Franken und ver—
heerten deren Besitzungen diesseit des Rheins mit Fener und Schwert.
Die eben erbauten Kirchen wurden zerstört und die Priester erschlagen
oder vertrieben. Bei Karls Rückkehr im Jahre 779 verstand sich zwar
alles wieder zur Unterwerfung; aber sie dauerte nicht länger als feine
Anwesenheit im Lande. So zwischen scheinbar demütigem Gehorsam
und wildem Aufruhr der Sachsen zog sich der Krieg von Jahr zu
Jahr hin. Selbst durch die blutigsten Niederlagen, durch die furcht⸗
barsten Verheerungen des ganzen Landes ließ sich das Volk nicht von
immer neuen Erhebungen abhalten; so sehr lebte es seine alte Freiheit
und so sehr haßte es die Herrschaft der Franken. Die Seele aller
aber war Wittekind
Karl sah ein, daß seine Herrschaft über die Sachsen unsicher und
die Einführung des Christemums so lange unmöglich sei, als ihm
dieser eiserne Mann feindlich gegenüberstehen Wie er den freiheit
liebenden Sachsen, den efrigen Verehrer der heimatlichen Götter, sich
und dem Christentum gewinnen könne, das jedoch wußte er nicht
Mit Wittekind aber war eine Veränderung vorgegangen. Er sah,
daß seine Götter ohnmächtig seien gegen die christlichen Franken. Noch
einmal hatte er das ganze Volk aufgeboten zum verzwelfelten Kampfe,
halte die Götter unter Spfern und Gelübden inständig um Hilfe an
gefleht und doch wurden die Sachsen geschlagen, furchtbarer als je
vorher Es war das die Schlacht an der Hafe bei Osnabruck, nach
dem nicht lange vorher die unentschiedene Schlacht bei Detmold gekämpft
war. Da wurde Wittelind mißtrauisch gegen die Macht seiner Götter,
und im Jahre 785 ließ er sich zu Atigny in Frankreich taufen und
entsagte von nun an allem Kampfe gegen Karl. Aso hatten die
Sachsen ihren besten Führer verloren, und ihre Kraft waͤr seitdem
gebrochen. Auch erkannte Karl, daß die früher wohl angewandte Härte