Object: Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen

40 
II. Die Unterwerfung der Sachsen durch die Karolinger. 
Gegend von Enger, sieben in der näheren Umgebung und sieben in 
der Gegend von Bielefeld, Werther und Heepen. Jeder der Sattel¬ 
meier hatte ein besonderes Geschäft beim Könige; der eine führte 
die Aufsicht über den Marstall, der andere über die Hirten, ein 
dritter ordnete die Jagden an usw. Sie genossen besondere Vor¬ 
rechte, die ihnen bis in die neueste Zeit verblieben sind?) 
d. Wittekind prüft die Anhänglichkeit seiner Untertanen. Als Wieking 
schon zu einem guten Alter gekommen war, beschloß er einstmals, auf gar be¬ 
sondere Weise zu erproben, wer wohl in der Umgegend noch Anhänglichkeit an 
ihn habe. Zwei Freunden offenbarte er sein Vorhaben, die nun. alsbald bekannt 
machten, daß der König gestorben sei. Auch das Leichenbegängnis ward angeordnet. 
Als aber zur angesetzten Stunde die Menge der Leidtragenden sich auf der Burg 
versammelt hatte und um den verschlossenen Sarg her stand, trat plötzlich Wieking 
selbst wohlbehalten und fröhlich unter sie. Und alle die, welche da umherstanden 
und zu seinem Leichenbegängnisse gekommen waren, machte er auf ewige Zeit 
zehntfrei. Unterdessen kam noch einer aus der Nähe von Bünde nachgelaufen. 
Auch der erhielt dieselbe Begünstigung; allein von dem Tage an nannte man ihn 
„Nalop", und so heißt sein Hof noch heutzutage. Wer aber unterwegs gewesen 
und auf die Nachricht von dem Leben des Königs wieder umgekehrt war, wurde 
zur Hälfte zehntfrei. Einer hatte nur erst die Schuhe angezogen, um sich auf 
den Weg zu begeben. Doch blieb er auch nicht ganz unbedacht; von seinen 
Kämpen wurde einer zehntfrei. 
e. Tod und Beisetzung. Wittekind soll am 6. Januar 807 auf 
der Babilönie bei Lübbecke gestorben sein. Von dort trugen ihn die 
Sattelmeier nach Enger. Das Land, worüber der Zug ging, wurde 
für zehntfrei erklärt. In-Enger wurde er in der Kirche feierlich bei¬ 
gesetzt. Die Kirchtür an der Westseite, durch die der Sarg hinein¬ 
getragen wurde, ist sofort zugemauert und bis heute nicht wieder 
geöffnet worden. Der mittlere Teil der Kirche, wo die Leiche aus¬ 
gestellt war, heißt noch immer die Leichendehl. Der Sarg wurde 
in einem kleinen Gewölbe am Chore beigesetzt und zugleich wurde 
feierlich ausgesprochen, daß diese Gruft keine anderen Gebeine mehr 
in sich aufnehmen dürfe. Über- dem Grabe wurde später hinter dem 
Altare ein steinernes Denkmal errichtet und in-'dem obersten Deck¬ 
stein die Gestalt des alten Helden in Lebensgröße ausgehauen. 
Er ist in ein weites, bis tief auf die Fersen reichendes Gewand 
gekleidet, die linke Hand hält das Zepter, die rechte ruht auf der 
Brust und zeigt den krummen Mittelfinaer, wie ihn der König in 
der Tat zu seinen Lebzeiten hatte. Das Denkmal hat mehrere In¬ 
schriften in lateinischer Sprache. Zur Linken steht: „Denkmal Witte¬ 
kinds, des Sohnes Wamechin% des zwölften Königs der Angerer, 
des tapfersten Herzogs der sassischen Großen." Auf dem breiten 
Rande des oberen Decksteins liest man zu Deutsch: „Eines starken 
Mannes und Helden Gebein an diesem Ort begraben sein. Wer diesen 
König ehrt zur Stund', macht Gott denselben rein und gesund." 
x) Noch jetzt genießen sie namentlich kirchliche Ehren, besonders bei der Be¬ 
stattung. Drei Tage nacheinander werden bei ihrem Tode zu ungewöhnlicher Zeit, 
um 12 Uhr, die Glocken geläutet. Schon vom Sterbehause an begleiten die^ Geist¬ 
lichen den Sarg, hinter dem ein gesatteltes Pferd hergeführt wird, in die Kirche, 
wo man den Sarg auf dem Chore am Altar niedersetzt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.