Full text: [Oberklassen, [Schülerband]] (Oberklassen, [Schülerband])

1985 
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125. Sprichwörter und Dichtersprüche. 
Da der Himmel selbst oft in Thränen steht, lag nimmer, Menschen— 
herz, daß dir's nicht besser geht. 
Die Vorsehung läßt oft unfsre Thorheiten geschehen, damit wir 
weise werden. 
Der Geiz muß Hunger leiden, weil der Teufel den Schlüssel zum 
Geldkasten hat. 
Böse Leute suchen immer das Böse, weil sie böse Leute sind. 
Man muß sich in die Zeit schicken, weil es böse Zeu ist, und in 
die Menschen, weil es gute Menschen gibt. 
Wohlstand ist dir nur gegeben, daß auch andre davon leben. 
Um bei Gesundheit den Hunger zu stillen, bedarf man nicht viel. 
Den Freund zu erkennen, mußt du erst einen Scheffel Salz mit 
ihm gegessen haben. 
126. Die Alpen und die Alpenwirtschaft. 
L. Einen unendlichen Genuß gewährt das Besteigen 
eines Alpenberges. Wir nehmen durch die angebauten Thaͤler 
unsern Weg bergaufwärts und schlagen uns durch die Wal 
dungen, welche den Berg umgürten. Anfangs sind es kräftige 
Laubhölzer; weiter hinauf erheben sich schlanke, kernhafte 
Tannen, Fichten und andere Nadelhölzer. Weiter oben hört 
der üppige Baumwuchs auf, un niedriges Knieholz und 
mancherlei Beerengestrͤuch kommt noch kümmerlich auf dem 
rauhen, unfruchtbaren Boden fort. Granitmassen von staunens⸗ 
würdiger Größe liegen überall in furchtbarer Verwirrung 
zerstreut; himmelwärts türmen sich senkrechte Felswände zuů 
allen Seiten auf. Da ist alles Nben erstorben. 
Oft zerrinnt im hohen Fall das Wasser der wilden 
Bergströme zu Staub, und dann gewähren sie, besonders 
wenn die Sonne die Wasserstäubchen regenbogenartig färbt, 
ein unbeschreiblich schönes Schauspiel. So wechselt das 
Schauerliche mit dem Schönen und Erhabenen und macht 
einen um so tiefern Eindruck. Hin und wieder treten noch 
Waldstreifen hervor, freilich nur von verkrüppelten Kiefern 
gebildet, und Heidelbeeren bedecken den steinigen Boden, der 
gleichwohl auch noch herrlich gefärbte Abenrosen hervorzu— 
bringen im stande st. Hier e im Sommer Marder 
und Wiesel umher; hoch in Lüften kreist der Lümmer— 
geier; aus den Löchern kriecht das harmlose Murmeltier, um 
Gras und Alpenkräuter zu suchen, und auch der Berghase 
kommt zu gleichem Zwecke aus seinen Schlupfwinkeln heror. 
Die flüchtige Gemse aber macht ihre gefährlichen Sprünge
	        
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