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Köpfen und kurzen Schwänzen auf ihr Lager nieder und leckte seine
Füße, während die Kleinen mit ausgelassener Freude kreuz und
quer über ihn wegkrochen. Wahrscheinlich sollten sie noch etwas
mit ihm spielen, ehe er gefressen würde, aber Inrik hatte dazu
wenig Lust; kaum wußte er, was mit ihm vorging.
8. Da knackte es in den dürren Ästen, die auf dem Morast zer—
streut umherlagen; die Wölfin spitzte die Ohren, fuhr auf und schoß
einem großen, schwarzen Hund entgegen. Unter Geheul und Bellen
entspann sich nun ein fürchterlicher Kampf; Hund und Wolf hatten
sich gegenseitig gepackt, rissen sich nieder und wälzten sich blutend
im Moraste, daß das Gewässer hoch aufspritzte. Indem wurden
Männerstimmen laut, und Bauern mit Ätxten eilten herbei. Inriks
Vater war, geängstet über das Verschwinden seines Kindes, mit
Nachbarn und Hunden ausgezogen und hatte schon seit Stunden den
Wald durchsucht. Jetzt allen übrigen voran, schlug er den Wolf tot.
9. „Der muß hier sein Nest haben,“ sagten die Männer und
begaben sich ans Suchen. Da fand man das halbnackte Kind mit
seinem Erdbeersträußchen in der Hand wie tot unter den kleinen
Wölfen, die ihre dicken Köpfe ängstlich ineinander geschoben hatten.
Der Vater riß sein Söhnchen an sich, schloß ihn ans Herz und
fing laut an zu jammern, denn er dachte, daß er tot wäre. Aber
Inrik schlug bald die Augen auf, klammerte seine Ärmchen um
den Hals des Vaters und sagte weiter nichts als: „Ein großer
Hund hat Inrik gebissen!“ Die jungen Wölfe aber verkaufte man dem
Gutsherrn, der seine Freude daran hatte und sie als Kettenhunde
groß zog. Wilhelm von Kügelgen.
145. Von den Engeln.
1. Nun laß dir erzählen, mein liebes Kind,
wie schön die guten Engel sind!
Sie sind so hell von Angesicht,
als Erd' und Himmel im Frühlingslicht;
sie haben Augen, gar blau und klar,
und ewige Blumen im goldigen Haar,
und ihre raschen Flügelein,
die sind von silbernem Mondenschein.
Bei Tag und Nacht
schweben die Engel in solcher Pracht.
2. Nun laß dir erzählen, mein liebes Kind,
wie die Englein fliegen leis und lind!
So leis, als der Schnee vom Himmel fällt,
so leis, als der Mond zieht über die Welt,
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