Full text: [Vorstufe, [Schülerband]] (Vorstufe, [Schülerband])

Füße, während die Kleinen mit ausgelassener Freude kreuz und 
quer über ihn wegkrochen. Wahrscheinlich sollten sie noch etwas 
mit ihm spielen, ehe er gefressen würde, aber Inrik hatte dazu 
wenig Lust, kaum wußte er, was mit ihm vorging. 
Da knackte es in den dürren Ästen, die auf dem Morast zer— 
streut umherlagen, die Wölfin spitzte die Ohren, fuhr auf und schoß 
einem schwarzen Hunde entgegen. Unter Geheul und Bellen ent— 
spann sich nun ein fürchterlicher Kampf; Hund und Wolf hatten 
sich gegenseitig gepackt, rissen sich nieder und wälzten sich blutend 
im Moraste, daß das Gewässer hoch aufspritzte. Indem wurden 
Männerstimmen laut, und Bauern mit Mten eilten herbei. 
Inriks Vater war, geängstet über das Verschwinden seines 
Kindes, mit Nachbarn und Hunden ausgezogen und hatte schon seit 
Stunden den Wald durchsucht. Jetzt allen übrigen voran, schlug 
er den Wolf tot. 
„Der muß hier sein Nest haben,“ sagten die Männer und be— 
gaben sich ans Suchen. Da fand man das halbnackte Kind mit 
seinem Erdbeersträußchen in der Hand wie tot unter den kleinen 
Wölfen, die ihre dicken Köpfe ängstlich ineinander geschoben hatten. 
Der Vater riß sein Söhnchen an sich, schloß ihn ans Herz und fing 
laut an zu jammern, denn er dachte, daß er iot wäre. Aber Inrik 
schlug bald die Augen auf, klammerte seine Ärmchen um den Hals 
des Vaters und sagte weiter nichts als: „Ein großer Hund hat 
Inrik gebissen!“ Die jungen Wölfe aber verkaufte man dem Guts— 
herrn, der seine Freude daran hatte und sie als Kettenhunde groß zog. 
W. v. Kügelgen. 
197. Christus speiset die Tausende. 
Jede gute Mutter giebt 
Brot dem Kinde, das sie liebt; 
jeder Vater giebt den Seinen, 
daß sie nicht vor Hunger weinen. 
Mehr als eine Mutter kann, 
mehr noch als der reichste Mann 
will der Herr den Seinen geben, 
Speis und Trank und Luft und 
Leben. 
In dnn sitzet er, 
wohl fünflaäusend um ihn her; 
wollen alle von ihm hören 
Teostesworte. Himmelslehren. 
Haben nicht daran gedacht, 
daß so nah schon ist die Nacht; 
haben's gar bei ihm vergessen, 
daß sie nun auch müssen essen. 
Aber er hat dran gedacht; 
er nimmt alles wohl in acht, 
lässet keines Mangel leiden, 
keines hungrig von ihm scheiden. 
Hat er auch nur sieben Brot; 
er macht darum sich nicht Not, 
seine Hand hat Maͤcht und 
Stärke, 
thut gar große Wunderwerke.
	        
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