Geschichte der Römer.
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einander gegangen und nur zu einem gemeinsamen Abendmahle
wieder zusammengekommen. Aber auch diese Versammlungen hätten
sie unterlassen, als ein kaiserlicher Befehl gegen Privatvereine
erschienen sei. Um so nötiger hielt ich es aber, zwei Sclavinnen
auf die Folter zu bringen, erfuhr aber nichts weiter, als einen ver-
kehrten, unbegreiflichen Aberglauben und schob die Untersuchung auf,
um weitere Befehle zu vernehmen."
Trajan erwiderte: „Du hast den richtigen Weg eingeschlagen. Antwort des
Denn es läßt sich für diese Untersuchung keine allgemein gültige $raian
Norm angeben. Man muß die Christen nicht aufsuchen; wenn sie
aber angegeben und überwiesen werden, muß man sie bestrafen;
wenn indessen einer Reue zeigt und unsere Götter anruft, so soll
ihm verziehen werden. Anklagen ohne Namensunterschrift können
nicht angenommen werden, weil das ein sehr gefährliches Beispiel
und dem Geiste meines Zeitalters entgegen wäre."
Unter Trajans Regierung erlitten viele Christen den Märtyrer- Viele Chri-
tod, insbesondere der 120 Jahre alte Bischof Simon von Jerusalem, f^n ^r6en
welcher gekreuzigt wurde, und der ehrwürdige Bischof Ignatius von wrertod,
Antiochia, welchen der Kaiser selbst verhörte. Trajan war zornig
über den frommen Mann und warf ihm vor, er sei vom bösen Geist
besessen, verletze die Befehle seines Kaisers und reiße noch Andere
mit ins Verderben. Ignatius entgegnete dem Kaiser in freudigem auch Bischof
Todesmute: „Wer Jefum freudig im Herzen trägt und seine
Gebote treulich hält, ist nicht vom bösen Geist besessen; wohl aber
Jeder, der Jesum verläugnet! Eure heidnischen Götter sind böse
Geister, welche die Menschen mit schädlichem Aberglauben umstricken.
Und darum glaube ich nur an einen Gott und keinen andern neben
ihm!" Der Kaiser ließ den edlen Glaubenshelden gefesselt nach
Rom abführen, wo er im Colofseum zur Belustigung des heidnischen
Pöbels zwei Löwen vorgeworfen wurde. Christliche Brüder sam-
melten sorglich die Gebeine des glaubensstarken Märtyrers und
brachten sie als heilige Reliquien nach Antiochien.
Auch unter Trajans Nachfolger Hadrian (117—138), welcher Kaiser
dem römischen Reiche viele sorgfältige Verbesserungen angedeihen ließ, Hadrian,
und, um die Lage des ungeheuren Reichs genau kennen zu lernen,
alle Provinzen desselben größtenteils zu Fuß bereisete, gestaltete
sich die Lage der Christen nicht viel besser. Nach ihm verbot der
milde Antoninus Pius wiederholt alle Uebersälle des aufgeregten
Volkshaufens auf die Christen.
Antoninus Pius (138—161) war ein vortrefflicher Kaiser, mnu^pws