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Kunz sah ihm verdrießlich zu und dachte: „Wer es doch auch so
gut hätte!“
Der Reiche merkte es und sagte zu ihm: „Hättest du wohl Lust,
mit mir zu tauschen?“
„Das versteht sich,“ antwortete Kunz, ohne sich lange zu be—
denken; „steige der Herr heraus und gebe mir alles was er hat, ich
will ihm auch alles geben, was ich habe.“
Sogleich befahl der Reiche seinen Bedienten, daß sie ihn aus dem
Wagen heben sollten. Gott, welcher Anblick! Seine Füße waren gelähmt,
er konnte nicht stehen, sondern mußte sich von seinen Bedienten so
lange halten lassen, bis die Krücken herbeigebracht wurden, auf
die er sich stützte „Hel“ fragte er, „hast du noch Lust, mit mir zu
tauschen?
„Bei Gott nicht!“ gab der erschrockene Kunz zur Antwort.
„Meine Beine sind mir lieber als tausend Pferdefüße. Ich will
lieber Schwarzbrot essen und mein eigner Herr sein, als Wein und
Braten haben und mich wie ein kleines Kind von anderen umher—
führen lassen. Gott behüte mich!“
Mit diesen Worten stand er auf und ging fort.
„Hast recht!“ rief ihm der Reiche nach. „Könntest du mir
deine gesunden Schenkel geben, du solltest meinen Wagen, meine
Rappen, mein Geld, kurz, alles dafür haben! Ein gesunder armer
Mann ist glücklicher als ein reicher Krüppell“ Salzmann.
253. Kaiser Josef als Doktor.
Daß in Wien vor 100 Jahren der Kaiser Josef lebte, wissen
alle Leute; aber nicht alle wissen, wie er einmal Doktor gewesen ist
und eine arme Frau kuriert hat. Eine arme, kranke Frau sagte zu
ihrem Büblein: Kind, hole mir einen Doktor, ich kann es nicht mehr
aushalten vor Schmerzen. Der Knabe eilte aus dem Hause. Unter—
wegs aber fiel ihm ein, daß er Geld haben müsse, um die Arzenei
in der Apotheke bereiten zu lassen. Er wußte wohl, daß die
tter nicht viel Geld vorrätig hatte; auch mochte er nicht mehr
umkehren. Wie er nun traurig durch die Stadt zur Wohnung des
Arztes ging, begegnete ihm der Kaiser. Der Knabe hielt ihn bloß
für einen reichen Mann und dachte: Ich will's versuchen. Gnädiger
derr wollt ihr mir nicht einen Gulden schenken? Seid so barmherzig!
Der Kaiser dachte: Der macht's kurz und denkt, wenn ich den Gulden
auf einmal bekomme, so darf ich nicht sechzigmal um den Kreuzer
betteln. Thuts denn nicht auch ein Zwanziger? fragte der Kaiser.
Das Büblein sagte nein ünd erzählte dem Kaiser, wozu es das Geld
brauche. Der Kaiser giebt ihm den Gulden und läßt sich genau sagen,
wie seine Mutter heiße und wo sie wohne. Während das Büblein
den Doktor aufsucht und die kranke Frau zu Hause betet, der liebe