Full text: [Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 = 3. Schuljahr, [Schülerband])

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3. Im Garten, ja, im Garten, da jag' und spring' ich frei 
umher, als ob ich schon ein Jäger wär'! Und was von Rindern 
kommt herein, die müssen Hirseh und Hasen sein. Doch bin ich 
groß und nicht mehr Klein, dann laß ich Garten Garten sein und 
jage in den Wald hinein! Reinick. 
126. Der Schͤtz. 
1. Mit dem Pfeil, dem Bogen, durch Gebirg und Tal kommt 
der Schütz gezogen früh am Morgenstrahl. 
2. Wie im Reich der Lüfte König ist der Weih, durch Gebirg und 
Klüfte herrscht der Schütze frei. 
3. Ihm gehört das Weite, was sein Pfeil erreicht; das ist seine 
Beute, was da kreucht und fleucht. v. Schiller. 
127. Der Hirsch am Bache. 
Ein Hirsch trank aus einem klaren Gewässer und erblickte in dem— 
selben sein Bild. — »Fürwahr,« rief er aus, »die Natur meinte es 
nicht böse mit mir, wenigstens mit meinem Kopfe nicht. Wie prächtig 
ist das Geweih, das ihn schmückt! Nur meine Schenkel könnten etwas 
besser sein, und ich würde dann an vortrefflicher Gestalt allen Tieren 
Trotz bieten.« 
Indem er noch dieses sprach, hörte er Jagdhörner in der Ferne 
tönen und sah die Hunde schon, die mit Bellen auf ihn zueilten. Er 
flog über die Felder hinweg und ließ seine Verfolger weit hinter sich 
zurück. Jetzt kam er in hden Wald. Doch indem er sich ins Dickicht 
retten wollte, blieb er mit dem Geweihe in den Ästen eines Baumes 
hängen; die Hunde kamen herbei und rissen ihn nieder. 
»Ach!« seufzte er kurz vor seinem Verscheiden, »ich Unglücklicher 
habe törichterweise meine Freunde für Feinde und meinen Feind für 
einen Freund gehalten. Die Schenkel, die ich tadelte, hatten mich bei— 
nahe schon gerettet, aber das Geweih, das ich pries, hat mich ins Ver— 
derben gestürzt.« 
Nur selten wissen wir von uns selbst, was uns zum Heile und 
was uns zum Unglück gereichen kann. Meißner. 
128. Hirsehleim 
1. Hürschlein ging im Wald spazieren, trieb allda sein artig 
Spiel, dat es allen andern Tieren als ein lust'ger Preund gefßel.
	        
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