4
N
139. Sternlein und Mond.
(Arndt.)
Und die Sonne machte den weiten Ritt
um die Welt;
und die Sternlein sprachen: „Wir reisen mit
um die Welt;“
und die Sonne, sie schalt sie: „Ihr bleibet zu Haus!
denn ich brenn' euch die goldnen Auglein aus
bei dem feurigen Ritt um die Welt.“
Und die Sternlein gingen zum lieben Mond
in der Nacht,
und sie sprachen: „Der auf den Wolken thront
in der Nacht,
laß uns wandeln mit dir, denn dein milder Schein
er verbrennet uns nimmer die Äugelein.“
Und er nahm sie, Gesellen der Nacht.
140. Vom Ralender.
Otto Schula.)
Ein Ralender ist in jeglicher Haushaltung ein unentbehrliches Not-
und Hilfsbuech; denn wenn vir wissen wollen, den wievielten Tag des 20
Monats wir haben, auf welchen Wochentag Weihnachten oder Neujahr fallt,
ob das Osterfest fruh oder spat eintritt, ob wir am nächsten Sonntage
Mondschein haben werden oder gar Vollmond, ob und wie viele Sonnen-
finsternisss oder auch Mondfinsternisse im Lauf des Jahres eintreten werden,
das alles findon vir in dem Ralender auf das deutlichste angezeigt, und
es sind noch mancherlei Nachrichten angehängt, die man gebrauchen kann,
2. B. die Nachricht von den Jahrmärskten in allen Städten des Landes,
und aueh einiges, das man eben nicht gebrauchen kann, z2. B. die Prophe-
zeiung des Wetters im kunftigen Jahre. Wie der Mond vieh verhalten wird
und die Sonne, das kann der RKalendermacher vehon wissen; denn die 30
haben ihren regelmassigen Lauf, das eine Jahr gerade wie das andere; von
dem Wetter aber weils der Kalendermacher nicht eben mehr, als vir alle,
so viel namlich, dass es im Winter kalt und im Sommer wann ist, und
dass es im Sommer ab und zu ein Gewitter und in Winter gewohnlich
viel Schnee giebt. Wenn also der Kalendermacher in einer besondern 35
Spalte seines Buchleins das Wetter für das ganze Jahr vorher anzeigt, so
ist es nichts als Tauschung und Drug, und er schreibt's nur nach Gut-
dünken, weil es die Leute doch einmal gewohbnt sind, dals im Ralender
aueh die Witterung angezeigt wird.
Woenn jemand sich nur den Neujahrstag oder irgend einen andern Tag 40
im Jahre richtig gemerkt hat, so hann er allenfalls für das ganze Jahr
wissen, den wievielten des Monats wir an jeglichem folgenden Tage haben,
und er kann auf jeden Brief das richtige Datum setzen Denn vann er an
seine Stubenthür die Anfangsbuchstaben der Wochentage schreibt, namlich:
s. M. D.M. D. B. 8.
wenn er ferner unter jeden Buchsstaben nur sinmal die richtigen Zahblen
setat und mit dem Anschreiben fortfahrt an jeglichem Sonnabend oder Sonntag,
9
10
15