42. Der Hund mit dem Fleisch.
Gescliehtehen fũr Linder. 6. ee 32. (1. Autl. Ofsenbaeh. 1840)
Wer in das Wasser sieht, erblickt darin sein eigenes
Hild, gerade so wie in einem Spiegel. Wenn nun ein
Hund im Wasser schwimmt, wißt ihr, was er dann
unter sich erblickt?
Einmal hatte ein Hund dem Metzger Fleisch gestohlen
und machte sich geschwind damit aus dem Staube. Als
er an den Bach kam, dachte er: „Es ist zu weit bis an
den Steg, ich will hindurchschwimmen.“ Als er nun
In der Mitte des Baches war und vor sich hinsah, kam
es ihm vor, als schwmme ein Hund unter ihm her und
hätte auch ein Stück Fleisch zwischen den Zähnen. Das
war ihm ärgerlich, er wurde neidisch und knurrte den
fremden Hund an. Dieser ließ sich nicht stören, sondern
machte ein ebenso böses Gesicht und rückte mit seinem
Kopfe noch näher. Das war unserm Hunde doch zu arg,
hosste dem fremden Hund eins versetzen und ihm
das Fleisch abnehmen. In diesem Zorn vergaß er sein
eigenes Fleisch, ließ es fallen und biß aus allen Kräften
auf seinen Gegner los. Allein er biß in das Wasser, und
dem Wasser that es nicht weh. Der fremde Hund war
sein Bild gewesen und das fremde Fleisch das Bild seines
eigenen. Bis er dies merkte, war aber sein Stück Fleisch
fortgeschwommen und auf den Grund gesunken. Und
so hatte er sich selbst dafür gestraft, daß er gestohlen
hatte, und daß er neidisch und zornig gewesen war.
Und er mußte naß und hungrig nach Hause wandern.
43 Sprichwörter.
1. Unrecht Gut gedeihet nicht.
2. Der Sperling in der Hand ist besser als die Taube
auf dem Dache.
3. Wie gewonnen, so zerronnen.
4. Der Schein trügt.
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