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Die Lerche sich zum Himmel schwingt
und lobet Gott, dab laut es klingt;
sie singt und ruft mir schmetternd zu:
«Mein Kind, nun bet und sing auch dul»
77. Das Himmelblau.
Die düsteren Regenwolken haben sich verzogen, nur eine kleine Schar
niedlicher, weißer Lämmerwölkchen ist noch zu sehen. Ringsum leuchtet
der Himmel im herrlichsten Blau. Über unserm Haupte ist die köstliche
Färbung am tiefsten und kräftigsten. Je weiter abwärts nach dem Hori—
zonte wird das Blau lichter, und an den fernen Bergen erscheint es als
weißlicher Duft.
Wir gehen hinaus auf den sonnigen Bergeshang und legen uns hin
in den weichen, warmen Moosrasen. Wir schauen hinauf und mitten
in das dunkle Blau über uns hinein. Tief, tief und immer tiefer dehnt
sich der Himmelsraum, und es ist, als müßte man alle die gestorbenen
Lieben dort oben im wonnigen Blau wiederfinden und als Engel am
Throne Gottes spielen sehen. Ein wunderbares Gefühl wird rege, wenn
wir so in den tiefblauen Himmel hineinschauen.
Wie hoch ist der Himmel? Wie weit reicht das blaue Gewölbe?
Wer hat es gemessen? Wer kann es sagen? Niemand.
Aber das wissen wir: Je reicher das Luftmeer an wässerigen Dünsten
ist, desto heller blau wird seine Färbung. Je weniger Wasserdampf in
ihm ist, je mehr sich der Himmel abgeregnet hat, desto dunkler und reiner
ist das Himmelblau. Das ist aber nur selten der Fall, weil unaufhörlich
von der Erde unsichtbare Wasserdämpfe hinaufsteigen in den unendlichen
Himmelsdom. Vom weiten Meere, vom kleinen Weiher, vom trüben
Moore und von der klaren Quelle schweben feine Nebel auf und ziehen
höher und höher. Die Tauperle am Grase, die Thräne im Auge,
der Schweiß des Angesichts — auch sie steigen empor in die reine
Himmelsluft. Jenseits des Luftmeeres gibt es kein Himmelblau.
Die höchsten Berge der Erde ragen eine Meile in die Höhe; 10 Meilen
hoch ist das Luftmeer, auf dessen Grunde wir wandeln. Kühne
Männer sind im Luftballon eine Meile hoch emporgestiegen, aber dort
war das schöne Blau fast ganz verschwunden; die Luft war trocken
und dünn, scharf und kalt, selbst wenn drunten auf der Erde der blühende
Sommer waltete.