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hervorkommen, so sind die Augen der Katzen so beschaffen, daß sie
auch bei Nacht sehen können. Man braucht ihnen beim Fangen einer
Maus nicht zu leuchten, sie haben ihr Licht in den Augen. Die Katzen
miauen nicht bloß, sondern sie schreien und heulen oft gar jämmerlich.
Solcherlei Katzenmusiken führen sie am liebsten an ganz einsamen Orten,
auf den Böden und Dächern der Häuser auf. Dabei kratzen und beißen
sie einander, daß die Haare davonfliegen.
Die Katze ist für uns ein notwendiges Haustier. Hätten wir
keine Katze, so würden die Mäuse und Ratten bei Tag und Nacht alles
zernagen und uns so beunruhigen, daß wir weder ruhig essen, noch
schlafen könnten. In alten Zeiten, wo die Katzen noch nicht so häufig
waren wie jetzt, hat man sie daher sehr hoch gehalten.
Nicht jede Katze ist ein ausgemachter Mäusefänger. Diejenigen,
welche in der Jugend am eifrigsten spielen, sollen auch die eifrigsten
Mäusevertilger sein. Nun sieht es zwar jedermann gern, wenn sie in
ihrem Geschäfte recht eifrig sind, aber das sieht niemand gern, daß sie
mit den gefangenen Mäusen erst noch lange Zeit spielen, ehe sie die—
selben umbringen und auffressen. Oft lassen sie die gefangene Maus
laufen und holen sie wieder mit ihren Krallen zurück, bis sich endlich
das arme Tierchen vor Todesangst nicht mehr rühren kann. Daran
sieht man so recht die heimtückische und boshafte Katzennatur, deren
Mordlust nicht befriedigt ist, wenn sie die gefangene Maus vorher
nicht erst martern und quälen kann. — Kinder, welche einem Käfer
die Beine und die Flügel ausreißen und ihn so allmählich umbringen,
haben auch eine bösartige Katzennatur. — Auch den Vögeln stellen die
Katzen nach, doch hat man Beispiele, daß Katzen mit Vögeln, z. B. mit
Staren, in Freundschaft gelebt haben.
Die Jungen der Katzen sind neun Tage blind und werden von
der Mutter in diesem hilflosen Zustande sorgfältig gewartet und ge—
pflegt. Ist der Ort, wo die Katze ihre Jungen hat, nicht mehr sicher,
so trägt sie dieselben im Maule an einen andern und verteidigt sie
tapfer gegen Hunde und Raubtiere.
220. Hund und Kaͤtze.
Zum Herrn kam Hund und Katze herein, verklagten einander mit
Heulen und Schrei'n: „Hund hat mich so sehr ins Bein gebissen!“ —
„Und mir hat Kätzchen die Nase zerrissen!““ — „Hund hat in der
Kuüche genascht den Braten!“ — „„Das Kätzchen ist über die Milch
geraten!““