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6. Haffe. An der deutschen Ostseeküste finden wir mehrere Strandseen,
die den. Namen Haff führen. Die bekanntesten sind das Stettiner, das frische
und das kurische Haff. Jedes Haff wird durch einen oder mehrere Flüsse gefüllt
und enthält daher süßes Wasser, d. h. Flußwasser. Es steht aber auch mit dem
Meere in offener Verbindung. Diese ist bei dem Stettiner Haff eine flußartige
Ausmündung, bei dem frischen und kurischen Haff heißt sie „Tief". Das Tief unter¬
bricht die schmale, mit Dünenaufwurf versehene Landzunge, die „Nehrung".
b. Bodenbeschaffenheit.
7. Das norddeutsche Tiefland reicht von der Nord- und Ostsee bis zum
deutschen Mittelgebirge. Ehemals war es vom Meere bedeckt. Daher finden wir
hier tief unter der Erde stellenweise große Salzlager, wie z. B. bei Staßfurt,
Jnowrazlaw u. s. w. Die Flüsse, die das Tiefland durchströmen, haben meist die
Richtung von Süden nach Norden, ein Beweis, daß sich das Tiefland nach Norden
hin abdacht. In manchen Gegenden des Tieflandes finden wir hier und da ge¬
waltige Steinblöcke. Sie sind durch eine ungeheure Gletschereismasse, ein soge¬
nanntes Inlandeis, von Skandinavien hierher getragen worden. Der Boden des
Tieflandes besteht aus Sand, Lehm, Thon oder Kies und ist in den Flußthälern
und an den Küsten der Nordsee meist sehr fruchtbar. Das westliche Tiefland ist
reich an Mooren, besonders zu beiden Seiten der Ems. Nur 2 Höhenzüge,
der nördliche (baltische) und der südliche Landrücken, durchziehen das Tiefland.
Der nördliche zieht sich an der Ostseeküste entlang. Er ist mit sehr vielen Seen bedeckt
und endigt auf der Halbinsel Jütland. Ihm verdankt die Küste Holsteins ihre
trefflichen Hafenbuchten. Der südliche bildet in Schlesien die Tarnowitzer Höhen,
in Brandenburg den Fläming, in der Provinz Sachsen die Hellberge; in Han¬
nover endigt er mit der Lüneburger Heide.
8. Das Marschland. An den Küsten der Nordsee sowie auch am Unterlaufe
der Weser, der Elbe u. s. w. finden wir große Strecken fetten Marschlandes.
Sie sind dadurch entstanden, daß das Wasser die „Sinkstoffe" („Schlick"), die es
mit sich führt, hier zu Boden setzt. Die Me er es marsch bildet einen breiten Saum
aller deutschen Nordseeküsten. Sie ist vom Meere hinter dem jetzt in Inseln zer-
stückten einstmaligen Dünenzuge aufgeschlickt. Die Fluß marsch zieht sich längst der
Flußufer ins Land hinein. Ähnlich der Meeresmarsch, besteht sie aus fruchtbarer,
thoniger Erde. Entstanden ist sie durch Aufschlickung der Flüsse zusammen mit
dem Meere. Das Meer dringt nämlich im „Flutstrome" in die Flüsse ein und hemmt
die Bewegung des Flußwassers, so daß dieses hier die Sinkstoffe absetzt. Sobald
dieser schlickartige Boden so hoch ist, daß er von der gewöhnlichen Flut nicht mehr
erreicht wird, begrünt er. Dann ist die Zeit gekommen, ihn einzudeichen. Die
eingedeichten Marschen werden zuerst „Polder" oder „Köge" genannt. Sie sind
ungemein fruchtbar und ihre Besitzer daher meist sehr wohlhabend.
9. Das deutsche Mittelgebirgsland schließt sich im Süden an das nord¬
deutsche Tiefland an. Man rechnet dazu hauptsächlich die Sudeten, das Erz¬
gebirge, den Thüringer Wald, den Harz, das Weserbergland, den Teu¬
toburger Wald, das fränkisch-hessische Bergland (Rhön, Vogelsberg,
Spessart) und das rheinische Schiefergebirge.
10. Einwirkung der Gebirge auf die Niederschläge. Im Gebirge regnet und schneit
es viel häufiger als in der Ebene. Im norddeutschen Tieflande z. B. erreicht die jähr¬
liche Regenmenge nur eine Höhe von 70 cm, in den Alpen aber 2 m, am Himalaja
sogar stellenweise über 12 m. Sobald die Luft über das Gebirge zieht und zu steigen
gezwungen ist, kühlt sie sich ab und läßt ihren Wassergehalt als Regen, Schnee u. s. w.
niederfallen. Infolge dieses reichen Niederschlags sind die Gebirge auch die Geburtsstätten
der fließenden Gewässer. Hierbei leistet der Wald, der ja die Gebirge meistens reichlich
bedeckt, bedeutende Dienste. Unter seinem kühlen Laubdache sowie unter seiner dichten