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Für Leben und Sterben. Frau Welt und der Klausner.
Das Leben ist eine große Not, „Ei du mein Klausner lobesam,
Noch eine größre ist der Tod. Du ärgerst mich, ich bin dir gram!
Für das Leben und für das Sterben Die schönste heiß ich meiner Schwestern,
Vier Dinge muß man erwerben: Und muß vergehn vor Scheu und Scham,
Für das Leben ein Haus, ein Kleid und Dadu nicht aufhörst, mich zu lästern.“ —
Brot, „Frau Welt, das ist mir wahrlich leid
Und Gottes Huld für den bittern Tod. — Für euch und mich; indes verzeiht,
Doch irdisch Streben und himmlisch Ich gab euch wenig Grund zur Klage.
Ringen, Ich sah euch eben, wie ihr seid,
Wie sollen die zusammen klingen? Gleich mit den Schwalben früh am Tage.
Ein frommer Sinn durch die Wolken strebt, Als ihr noch ginget unfrisiert
Und weltlich Trachten am Staube klebt. — Und, ungeschminkt und ungeschnürt:
Nun schaffe nur leise, leise Vielholde Frau,
Ein jeder in reiner Weise Welch feine Schau!
In seinem Kreise früh und spät: Seid froh, daß ich nichts Schlimmres
Die Arbeit ist das beste Gebet. sage!
Meine Sprüche.
1. Ein Buch der Weisheit? Nein, o nein, 2. Die Rose darf, von sich entzückt,
Nur flüchtige Gedanken, Nach Preis und Ehre trachten:
Wie sie beim Gehn durch Feld und Hain Blaublümlein, das am Weg sich bückt,
Den Wanderer umranken. Ist auch nicht zu verachten.
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