Full text: Lesebuch zur Geschichte der deutschen Literatur alter und neuer Zeit

346 Neudeutsche Literatur. 
Auf des stillen Baches ebner Fläche Und ein Jahr hat er's getragen, 
Spiegelt sich das Sonnenbild. Trägt's nicht länger mehr, 
Prächtiger, als wir in unserm Norden, n e un 
Wohnt der Bettler an der Engelspforten, Sicht ein Shiff an Joppe's Strande, 
Denn er sieht das ewig einz'ge Rom! Das die Segel blaͤht, 
Ihn umgibt der Schönheit Glanzgewimmel Schiset hein zum henten Lande, 
Und, ein zweiter Himmel, in den Himmel ihe hen wchl. 
Steigt Sanct Peters wunderbarer Dom. 
Aber Rom in allem seinem Glanze Und an ihres Schlosses Pforte 
Ist ein Grab nur der Vergangenheit; Klopft der Pilger an, 
Leben duftet nur die frische Pflanze, Ach, und mit dem Donnerworte 
Die die grüne Stunde streut. Wird sie aufgethan: 
Größres mag sich anderwo begeben, * Shhleier. 
Als bei uns in unserm kleinen Leben; Geslein war des Taged Feiet, 
Neues — hat die Sonne nie gesehn. s s t 
Sehn wir doch das Große aller Zeiten 
Auf den Bretlern, die die Welt bedeuten, Da verlässet er auf immer 
Sinnvoll still an uns vorübergehn. Seiner Väter Schloß, 
Alles wiederholt sich nur im Leben, Seine Waffen sieht er nimmer, 
Ewig jung ist nur die Phantasie: Noch sein treues Roß. 
Was sich nie und nirgends hat begeben, Von der Toggenburg hernieder 
Das allein veraltet nie! Steigt er unbekannt. 
Denn es deckt die edeln Glieder 
8. Ritter Toggenburg. Härenes Gewand. 
„Ritter, treue Schwesterliebe Und er vaut sich eine Hutte 
Widmet euch dies Herz. Jener Geenn na 
Fordert keine andre Liebe, Wo bed oesle Milte 
„Denn es macht mir Schmerz. Dustier Anden sah, 
Muhig ag n zuh erscheinen Harrend von des Mehens Lichte 
umi gehen hn⸗ Bis zu Abends Schein, 
„Eurer Augen stilles Weinen 
3 ꝶ Stille Hoffnung im Gesichte, 
„Kann ich nicht verstehn.“ 
Und er hörts mit stummem Harme, Blickte nach dem Kloster drüben 
Reißt sich blutend los, Blickte Stunden lang 
Preßt sie heftig in die Arme, Nach dem Fenster seiner Lieben, 
Schwingt sich auf sein Roß. Bis das Fenster klang, 
Schickt zu seinen Mannen allen Bis die Liebliche sich zeigte, 
In dem Lande Schweiz; Bis das theure Bild 
Nach dem heil'gen Grab sie wallen, Sich ins Thal herunter neigte, 
Auf der Brust das Kreuz. Ruhig, engelmild. 
Große Thaten dort geschehen Und dann legt' er froh sich nieder, 
Durch der Helden Arm; Schlief getröstet ein, 
Ihrer Helme Büsche wehen Still sich freuend, wenn es wieder 
In der Feinde Schwarm, Morgen würde sein. 
Und des Toggenburgers Name Und so saß er viele Tage, 
Schreckt den Muselmann; Saß viel Jahre lang, 
Doch das Herz von seinem Grame Harrend ohne Schmerz und Klage, 
Nicht genesen kann. Bis das Fenster klang,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.