Full text: Lesebuch zur Geschichte der deutschen Literatur alter und neuer Zeit

405 Neudeutsche Literatur. 
Zum Freunde zieht ihn sein Verlangen, Wenn ich mein Lied gesungen, 
Ihn liebt der Herrscher von Korinth. Die Saiten ausgeklungen, 
Eh' in die Fremd er ausgegangen, Dann fahre hin des Lebens Tag. 
Bat der ihn, brüderlich sesinnt Die Bitte kann sie nicht beschämen, 
Laß dir s in meinen Hallen Sie denken nur an den Gewinn, 
Doch ruhlg wohlgefallen! Doch solchen Sänger zu vernehmen, 
Viel kann verlieren, wer gewinnt. Das reizet ihren wilden Sinn. 
Arion sprach: „Ein wandernd Leben MUnd wollt ihr uhig lauschen, 
Gefällt der freien Dichterbrust. Laßt mich die Kleider tauschen. 
Die Kunst, die mir ein Gott gegeben, Im Schmuck nur reißt Apoll mich hin.“ 
Sie sei auch vieler Tausend Lust. Der Jüngling hüllt die schönen Glieder 
An wohlerworbnen Gaben In Gold und Purpur wunderbar. 
Wie werd' ich einst mich laben, Bis auf die Sohlen wallt hernieder 
Des weiten Ruhmes froh bewußt!“ Ein leichter, faltiger Talar; 
— p 
Die Lüfte wehen lind und warm. Flen dutend das daange Haar 
„O Periander, eitle Sorgen! 
Vergiß sie nun in meinem Arm! Die Either ruht in seiner Linken, 
Wir wollen mit Geschenken Die Rechte hält das Elfenbein; 
Die Götter reich bedenken, Er scheint erquickt die Luft zu trinken, 
Und jubeln in der Gäste Schwarm.“ — Er strahlt im Morgensonnenschein, 
Es staunt der Schiffer Bande, 
Es bleiben Wind und See gewogen, Er schreitet vorn zum Rande 
Auch nicht ein fernes Wölkchen graut; Und sieht in's blaue Meer hinein. 
Er hat nicht allzuviel d on Er sang: „Gefährtin meiner Stimme! 
Den Menschen allzuviel vertraut. nn inn chelein 
—m232— „folge mir in hattenreich! 
Er hört die Schiffer flüstern, Db uich ver dol 
75 Höllenhund ergrimme, 
Nach seinen Schäten lüstern, Die Maͤch der Dne hmt hn gleich. 
Doch bald umringen sie ihn laut. Ciysnnn Hden, 
„Du darfst, Arion, nicht mehr leben: * n du n r en 
Begehrst du auf dem Land ein Grab, Ihr Friedlichen, schon grüß ich euch! 
So mußt du hier den Tod dir geben; Doch könnt ihr mich des Grams entbinden? 
Sonst wirf dich in das Meer hinab.“ — Ich lasse meinen Freund zurück. 
So wollt ihr mich verderben? Duͤ gingst, Eurydicen zu finden; 
Ihr mögt mein Gold erwerben, Der Hades barg dein süßes Glück. 
Ich kaufe gern mein Blut euch ab. Da wie ein Traum zerronnen, 
Was dir dein Lied ge 
Nein, nein wir lassen dich nicht wandern, e 
Du wärst ein zu gefährlich Haupt. 
Wo bleiben wir vor Periandern, Ich muß hinab, ich will nicht zagen! 
Verriethst du, daß wir dich beraubt? Die Götter schauen aus der Höh'. 
Uns kann dein Gold nicht frommen, Die ihr mich wehrlos habt erschlagen, 
Wenn wieder heim zu kommen, Erblasset, wenn ich untergeh', 
Uns nimmermehr die Furcht erlaubt.“ — Den Gast, zu euch gebettet, 
Ihr Nereiden rettet!“ — 
Gewährt mir denn noch Eine Bitte, —— 
Gilt, mich zu retten, kein Vertrag; Vs spraug er in die liese Wen 
Daß ich nach Citherspieler Sitte, Ihn decken alsobald die Wogen 
Wie ich gelebet, sterben mag. Die sichern Schiffer segeln fort. 
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