424 Neudeutsche Literatur.
Mit Runenschrift ist sie durchaus beschrieben
Die räthselhaft den Weisesten geblieben,
Vom Eispol bis zum glüh'nden Lusitanien.
Will nun die Bosheit gänzlich sie zertrümmern,
Dann flammen zornig alle Runen, schimmern
Ein klares Wort dem Feind! Das Wort: Germanien!
16. Joseph v. Eichendorff.
(. 138. 178. Lehrb. . 1050)
1. Untreue. Ich küßt's auf sein rothes Mündlein
In einem kühlen Grunde, „Gott segne dich immerdar!“ —
Da geht ein Mühlenrad;
Meine LRiebste ist verschwunden, Sie aber schaute erschrocken
Die dort gewohnet hat. Noch lange Zeit nach mir hin,
Und schüttelte sinnend die Locken
Sie hat mir Treu' versprochen, Und wußte nicht, wer ich bin.
Gab mir ein'n Ring dabei;
Sie hat die Treu' gebrochen, Vu droben hoch stand ich am Baume,
Das Ringlein sprang entzwei. Da rauschten die Wälder so sacht,
Mein Waldhorn, das klang wie im Traume
Ich möcht als Spielmann reisen Hinüber die ganze Nacht.
Weit in die Welt hinaus, —
Ind sugen meine Waisen Und als die Vögelein sangen,
Und gehn von Haus zu Haus. Frühmorgens sie weinte so sehr,
Ich aber war weit schon gegangen,
Ich möcht' als Reiter fliegen Nun sieht sie mich nimmermehr!
Wohl in die blut'ge Schlacht;
Um stille Feuer liegen 3. Die Stille.
Im Feld bei dunkler Nacht.
Es weiß und räth es doch Keiner,
Hör' ich das Muühlrad gehen, Wie mir so wohl ist, so wohl!
Ich weiß nicht, was ich will; Ach wüßt' es nur Einer, nur Einer,
Ich möcht' am liebsten sterben, Kein Mensch es sonst wissen soll!
Da wär's auf einmal still.
So still iss nicht draußen im Schneee
2. Der letzte Gruß. So stumm und verschwiegen sind
Ich kam von Walde hernieder, Die Sterne nicht in der Höhe,
Da sand noch das alte Haus Als meine Gedanken sind.
Mein Liebchen, sie schaute wieder, e —
Wie sonst, zum Fenster hinaus. Ich wünscht, es wäre schon Morgen,
Da fliegen zwei Lerchen auf,
Sie hat einen Andern genommen, Die überfliegen einander,
Ich war draußen in Schlacht und Sieg, Mein Herze folgt ihrem Lauf.
Nun ist Alles anders gekommen,
Ich wollt, 's wär' wieder erst Krieg! Ich wünscht, ich wäre ein Vöglein
Und zöge über das Meer,
Am Wege, da spielte ihr Kindlein, Wohl über das Meer und weiler,
Das glich ihr recht auf ein Haar, Bis daß ich im Himmel wär.
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