Christian Ewald v. Kleist.
Du stirbst noch nicht; der Himmel wird
Dich noch erhalten, mir zum Trost.“
Und viele Tränen flossen ihm
Vom Aug'. — Indessen hatten sie
100 Die Reusen ausgelegt. Die Nacht
Stieg aus der See, sie ruderten
Gemach der Heimat wieder zu. —
Irin starb bald. Sein frommer Sohn
Beweint' ihn lang', und niemals kam
105 Ihm dieser Abend aus dem Sinn.
Ein heil'ger Schauer überfiel
Ihn, wann ihm seines Vaters Bild
Vors Antlitz trat. Er folgete
Stets dessen Lehren. Segen kam
110 Auf ihn. Sein langes Leben dünkt'
Auch ihm ein Frühlingstag zu sein.
3. Der Frühling.
Gelürzt.)
Empfang' mich, schattiger Hain, voll hoher grüner Gewölbe!
Empfang' mich! Fülle mit Ruh und holder Wehmut die Seele!
Führ' mich in Gängen voll Nacht zum glänzenden Throne der
Tugend,
Der um sich die Schatten erhellt! Lehr' mich den Widerhall reizen
Zum Ruhm verjüngter Natur! Und ihr, ihr lachenden Wiesen, 5
Ihr holden Täler voll Rosen, von lauten Bächen durchirret,
Mit euren Düften will ich in mich Zufriedenheit ziehen
Und, wenn Aurora euch weckt, mit ihren Strahlen sie trinken.
Gestreckt im Schatten, will ich in güldne Saiten die Freude,
Die in euch wohnet, besingen. Reizt und begeistert die Sinnen, 10
Daß meine Töne die Gegend wie Zephyrs Lispeln erfüllen
Und wie die rieselnden Bäche!
Auf rosenfarbnem Gewölke, bekränzt mit Tulpen und Veilchen,
Sank jüngst der Frühling vom Himmel. Aus seinem Busen
ergoß sich
Die Milch der Erden in Strömen. Schnell roüte von Hügel
und Bergen 25
Der Schnee in Haufen herab, und Felder wurden zu Seen. —