Full text: Auswahl deutscher Dichtungen aus dem Mittelalter

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Besorgt ein Jedes unverdrossen Daʒzu dich doch entschlossen gern, 
An reichen Kleidern, schönen Rossen. Und wurdest nicht von deinem Herrn 
Von Stoffen, wie sie nie erschien Gebeten oder sehr bedräut?“ 
Bisher, von Sammt und Hermelin, Zur Antwort gab ihm da die Maid, 
Vom besten Zobel, den man fand, Sie habe sich auf eig nen Rath 
Gab man dexr Maid manch' schön Und gern entschlossen zu der That. 
Gewand. Das wunderte den Meister sehr. 
Wer kann zu Ende sagen Die Maid zur Seite führte er, 
Das Weinen und das Klagen Wo er dieselbe viel beschwor, 
Und ihrer Mutter grimmes Leid, Ob sie ihr Herre nicht zuvor 
Dazu des Vaters Traurigkeit? Gezwungen hätte und bedroht. 
Es war wohl für die Beiden Er sprach: „Kind, dir ist wahrlich 
Ein jammervolles Scheiden, Noth, 
Da sie die Tochter ließen gehn, Daß du's recht überlegest dir; 
Um niemals wieder sie zu sehn, Und auch den Grund vernimm von 
Gesund und frisch zum bittern Tod. mir. 
Der einz ge Trost in ihrer Noth Bist du dazu von deinem Herrn 
War Gottes reine Güte, Gezwungen und thust es nicht gern, 
Von der auch dem Gemüthe So ist dein junges Leben hin, 
Der jungen Maid die Staͤrke kam, Und uns bleibt davon kein Gewinn 
Daß sie den Tod gern übernahm. Du magst mir Alles offenbaren. 
Ohn ihr Zuthun war es gekommen; Vernimm, wie mit dir wird ver— 
Das hatte ihnen weggenommen fahren. 
Von ihxem Herzen alle Last, Ich binde Füße dir und Arme; 
Es wäre sonst ein Wunder fast, Wenn dich dein zarter Leib erbarme, 
Daß es das Herz nicht ihnen brach. Bedenke diese Schmerzen; 
Zur Freude ward ihr Ungemach, Ich schneide dir zum Herzen 
Daß sie um ihres Kindes Tod Und hol' es lebend noch aus dir. 
Darnach nicht länger litten Noth. Drum, gutes Fräulein, sage mir, 
Also zog nach Salerne Wie's nun mit deinem Sinne steh' 
Sehr wohlgemuth und gerne Nie traf ein Kind so großes Weh, 
Mit ihrem Herrn die gute Magd. Als dir nun soll geschehen. 
Nichts And'res ward von ihr beklagt, Nun muß ich's thun und sehen 
Als daß so weit die Reise gehe, Und das bringt mir das größte Leid 
Und sie so spät den Tod erst sehe. Dies überleg' auch, gute Maid 
Als er sie endlich brachte Gereut es dich nur um ein Haar, 
Dahin, wo er gedachte, So hab' ich meine Müh' fürwahr, 
Und wo er seinen Meister fand, Und du hast's Leben dann verloren“ 
Da hatte sich zu ihm gewandt So ward von Neuem sie beschworen. 
Herr Heinrich bald und ihm gesagt, Doch sie erkannte sich so stäte, 
Er hätte eine solche Magd, Daß sie zurückwies jede Rede. 
Wie er sie ihn gewinnen hieß; Mit Lachen sprach das Mägdlein da, 
Dazu die Maid er sehen ließ. Weil sie sich dessen wohl versah, 
Ünglaublich schien ihm dieses fast. Ihr hülfe heute noch der Tod 
Er sprach: „Mein liebes Kind, du hast Aus dem Bereich der Erdennoth, 
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