Full text: Spiegel neudeutscher Dichtung

Carl Busse. 
Kein Vogel singt durch Dämmer mehr und Duft, 
kaum rühren sich die tief gebeugten Aehren — 
hoch aber liegt ein Läuten in der Luft, 
als ob's die Glocken von dort oben wären. 
Schöne Nacht. 
Schöne Nacht, Gestirne wandeln 
heilig über dir, 
und des Tags bewegtes Handeln 
stillt zum Traum sich hier. 
Was ich sehne, was ich fühle, 
ist nun doppelt mein, 
ach, in deiner keuschen Kühle 
wird es gut und rein! 
Und so bringst du diese Erde, 
bringst mein Herz zur Ruh, 
daß es still und stiller werde, 
schöne Nacht, wie du! 
Gesang der Verklärten. 
Glocken der Heimat trugen uns auf, 
die wir geirrt über staubige Pfade, 
schauernd und läuternd ziehn uns hinauf 
ewig unsagbar Ströme der Gnade. 
Irdische Leuchten locken uns nicht, 
was uns auf Erden durchdrang und berührte, 
hallende Chöre gehn wir im Licht, 
über Verblühendes selig Geführte. 
Fern den Umschatteten drunten im Tal, 
deren sich jeder in Hoffnung getröste, 
schweben wir singend ob Sünden und Qual, 
in Unvergänglichkeit selig Erlöste.. 
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