Full text: Spiegel neudeutscher Dichtung

Alfred Mombert. 
Geboren am 6. Februar 1872 in Karlsruhe, lebt in Heidelberg. 
etwertn Tag und Nacht 1894, 2. Aufl. 1902 — Der Glühende 1896 
Aufl. 1902 Die plun 1897, 2 19027 Der Denker 1991 
Die Blüte des Chaos 1905. Verlag J. C. C. Bruns, Minden in Westfalen 
Ohne Leidenschaft, doch ganz in Liebe 
komm' ich zu dir und frage dich: 
Willst du mich haben? 
Ich sitze gern im Frühling, in tauigen Gärten, 
wo ein Wind weht 
über ein Blumenbeet. 
Und kommt der greise Gärtner mir vorüber, 
so red' ich gern mit ihm ein Viertelstündchen 
von seinen Büschen und von seiner Erde; 
ein Vogel singt im Baum. 
Da reden wir, auch wir: was Menschen reden. 
Und nehm' ich dann ein Blatt vom Baum 
und leg' es dir auf deine große Hand, 
so fühlst du das: du hast mein Herz. 
Am letzten Ende des schönen Gartens 
schichtet der Gärtner die erfrornen Sträucher 
und welken Aeste. 
Dort ist es schön, dort sitz' ich gern. 
Ich liebe die Dornen und die welken Aeste. 
And in Mondnächten geben sie mir alles, 
was ein Mensch zum Leben nötig hat. 
Den Dichter seh' ich wandeln in der Mondnacht, 
und hör' ihn flüstern unter den hohen Bäumen — 
so süß! so süß! 
Denn das ist alles Dichtung, 
womit ein Mensch sich seine Schmerzen lindert. 
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