77 
J. A. Chr. Kerner. 
Auch andere Dichter feiern den Herzog Eberhard; vergleiche: 
Graf Eberhard im Bart. 
1. Zu Aachen saßen die Fürsten 6. Da war es mir im Traume, 
Beim Mahle froh geschart Als ob ich gestorben wär'; 
Und rühmten ihre Lande, Es brannten die Trauerlampen 
Sin jeder nach seiner Art: In der Totengruft umher. 
2. Der Markgraf seine Quellen, 
Der Pfalzgraf seinen Wein, 
Der Böhme seine Gruben 
Mit Gold und Edelstein. 
3. Graf Eberhard saß schweigend. 
Nun, Württemberg, sagt an, 
Was man von Eurem Lande 
Wohl Köstlich's preisen kannꝰ“ 
1. „Von köstlichen Brunnen und 
Weinen,“ 
Braf Eberhard begann, 
Von Gold und Edelsteinen 
Ich nicht viel rühmen kann. 
5. Doch war ich einst verirret 
Im dichten Wald allein, 
Und unterm Sternenhimmel 
Schlief ich ermattet ein. 
7. Und Männer standen und Frauen 
Tief trauernd um die Bahr' 
Und weinten stille Tränen, 
Daß ich gestorben wär'. 
8. Da fiel aufs Herz mir nieder 
Ein Tropfen heiß und groß, 
Und ich erwacht' und ruhte 
In eines Bauern Schoß. 
9. Vom Holzhau wollt' er gehen 
Spät abend heimatwärts, 
Und mein Nachtlager wurde 
Ein württembergisch Herz.“ 
10. Die Fürsten saßen und horchten 
Verwundert des Grafen Mähr 
Und ließen höchlich leben 
Des Württembergers Ehr'. 
Zimmermann. 
Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe. 
Rudolf von Habsburg regierte von 1278 — 1291. Seiner Regierungszeit 
ging voraus die „kaiserlose, die schreckliche Zeit“. Vergleiche: „Rudolf von 
Habsburg“ von Schiller. Er wurde bald der Liebling des Volkes. Mit ganzer 
Kraft steuerte er dem Faustrecht: man nannte ihn „das wandelnde Gesetz“ 
In Thüringen allein zerstörte er 66 Raubburgen; 29 adelige Räuber ließ er 
durch den Strang hinrichten. Daß er ein ausgesprochen frommer Kaiser, brachte 
hm und dem Reiche den Frieden mit dem Papste. Als er dem Tode nahe, 
eilte er nach Speier „zu den Gräbern der Könige“; er kam nur bis Germers— 
zeim — dort verschied er. Im Dome zu Speier erhielt er seine Ruhestätte. 
— Der Dichter verklärt in dieser Dichtung des Kaisers Willen, in Speier 
zu sterben. 
8. Selbst die Linde und die Vögel trauern, daß der Kaiser nun 
sterben soll. 
9. „Mancher eilt des Wegs daher, der gehört die bange Sage“ — die 
Sage, daß der Kaiser zum Grabe reitel. 
10. „Aber nur von Himmelslust spricht der Greis mit jenen zweien“ — 
oergleiche Strophe 7— „Rechts und links ein Kapellan⸗
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.