Sonett. urger. Tieck. 5. Schlegel.)
Die Musik.
Ich bin ein Engel, Menschenkind, das wissel
Mein Flügelpaar klingt in dem Morgenlichte
Den grümnen Wald erfreut mein Angesichte,
Das Nachtigallen⸗Chor giebt seine Grüße.
Wem ich der Sterblichen die Lippen küsse,
Dem tont die Welt ein gottliches Gedichte,
Wald, Wasser, Feld und Luft spricht ihm Geschichte,
Im Herzen rinnen Paradieses⸗Flüsse.
Die ew'ge Liebe, welche nie vergangen,
Erscheint ihm im Triumph auf allen Wegen,
Er nimmt den Toönen ihre dunkle Hülle;
Da regt sich, schlägt im Jubel auf die Stille,
Zur spielenden Glorie wird der Himmelsbogen:
Der Trunkne hört, was alle Engel sangen.
Tieck.
Calderon.
Ein Zaubergarten liegt im Meeresgrunde;
Kein Garten, nein, aus künstlichen Krystallen
Ein Wunderschloß, wo, blitzend von Metallen,
Die Bäumchen sprossen aus dem lichten Grunde:
Kein Meer, wo oben, seitwärts, in die Runde
Farbige Flammenwogen uns
Doch kühlend, duftend alle Sinne allen
Entrauben, süß umspielend jede Wunde.
Nicht Zaub'rer bloß von diesen Seligkeiten,
Bezaubert selbst wohnet, zum schönsten Lohne,
Im eignen Garten selig selbst der Meister;
Drum sollen alle Feen auch bereiten
Des Dichterhimmels diamantne Krone
Dir Calderon, du Sonne r Geister
F. Schlegel.
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