Noorden: Die Schlacht bei Hochstätt. 101
ward durch diesen Erfolg zerrissen. Unterdessen hatten Marlboronghs
Schwadronen sich im ersten und zweiten Gliede zur Attacke in Bereit¬
schaft gesetzt. Reiterei gegen Reiterei zu Ansturm und Gegenwehr gerüstet:
auf der Langenausdehnung von einer halben Stunde nicht weniger als
450 Schwadronen zum Gefechte aufgepflanzt: so standen sich jetzt zwischen
Oberglauheim und Blindheim die Fronten Tallards und Marlboroughs
gegenüber. Der Reiterkampf der nächsten Stunde mußte über Sieg und
Niederlage entscheiden. Gegen sechs Uhr abends brach die Reiterei der
Verbündeten vor. Das erste Mal und noch ein anderes Mal hielten die
französischen Linien den wuchtigen Angriff aus, aber zurückgewiesen fanden
sich die Schwadronen Marlboroughs fofort von den Hintertreffen des
Fußvolkes aufgenommen und gedeckt. Während das letztere darauf
voll Ungestüm vordrang und mit steigendem Eifer das Gefecht fortsetzte,
ordnete im Hintergründe sich die englische Kavallerie schon wieder zu einer
neuen Attacke. Obwohl die französische Reiterei zweimal standgehalten,
hatten die beiden Stöße der Verbündeten doch ihre Wirkung gethan,
und ein übriges that das unablässige Musketenfeuer der Marlboroughschen
Truppen zu Fuß. Obwohl noch ungebrochen, waren die Linien Tallards
Doch merklich erschüttert. Aus dem unruhigen Drängen der Pferde und
aus dem unwillkürlichen Zurückweichen einzelner Haufen, aus der Ver¬
schiebung, Verrenkung und schon beginnenden Verwirrung der französischen
Schlachtreihen mochte ein geübtes Auge mit guter Zuversicht folgern,
daß die Anstrengung des Tages und daß vornehmlich die Hitze der letzten
Stunde die Widerstandsfähigkeit der Tallardfchen Reiterei erschlafft und
nahezu erschöpft habe. Und nun stürmte die gesamte englische Kavallerie
zum dritten Male in einem massiven und die ganze Schlachtlinie von
Blindheim bis nach Oberglauheim umfassenden Stoße auf die französische
Schlachtlinie ein. Der Stoß war furchtbar und dieses Mal entscheidend.
Er zerriß die Linien des Gegners. Nach rechts unb links, nach der
Donau unb dem Gebirge hin stoben Tallarbs Schwadronen auseinander.
Hier ballten sie sich zu verwirrten Knäueln, dort lösten sie sich zu ver¬
einzelten Gruppen. In die Flanken und bald schon in beit Rücken ber
Weichenden hieb bte Reiterei bes englischen Herzogs ein. In geschlossenen
Reihen stürmte bas Fußvolk Marlboroughs ben siegreichen Schwadronen
nach. Nun warb es für Tallarb verhängnisvoll, baß er mit Ausnahme
weniger Bataillone seine ganze Infanterie in Blinbheim verschanzt
gehalten. Nirgenb war eine Deckung, hinter welcher sich seine versprengte
Kavallerie sammeln konnte. Was von französischem Fnßvolke in ber
Ebene staub, warb entweber von bem Stoße ber englischen Reiterei nieber-
geschmettert ober von ber überwältigenden Übermacht ber Marlboroughschen
Infanterie umzingelt unb kriegsgefangen gemacht. Auch von ber Armee
Marsins durfte Marschall Tallard seine Rettung und nicht einmal eine