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Glück wirkt sogar auf die Weisen eet wie hätten jene bei ihren ent—
arteten Sitten sich im Siege mäßigen können?
Als aber einmal Reichtum für Ehre galt; als dem Reichtum Ruhm, Macht
und Einfluß folgten: da erstarb der Sinn für die Tugend, da galt die Armuͤt
für Schande, da erschien der Uneigennützige als böswilliger Feind. Die Folge
aber des Reichtums wurde, daß die juͤngen Leute von Verschwendungssucht,
Habgier und Hochmut ergriffen wurden: man raubte und verpraßte, hielt den
eigenen Besitz nicht wert, begehrte fremdes Gut; über Ehr- und Schamgefühl,
über n und menschliche Ordnungen setzte man sich hinweg; in nichts hielt
man Maß und Ziel. Es ist der iß wert, die wie Städte gebauten Privat—
häuser in Stadt und Land anzusehen und damit die Gotteshäuser zu vergleichen,
welche unsere Vorfahren bauten, die doch so überaus religiös waren. Jene
schmückten die Gotteshäuser mit ihrer Frömmigkeit, die Privathäuser mit ihrem
Ruhm und entrissen den Besiegten weiter nichts, als die Freiheit, n, zu
tun. Aber unsere heutigen erschlafften Menschen nehmen in rrevelhaftester Weise
alles das den Bundesgenossen weg, was jene wackeren Männer nach er—
fochtenem Sieg den Feinden Vlasen hatten: gerade als wenn „Unrecht tun“,
das erst „Herrschen“ bedeute. Denn was soll ich noch die Dinge erwähnen, die
jedem, der sie nicht gesehen hat, unglaublich erscheinen: daß von Privatleuten
Berge abgetragen wuͤrden, um Wasser, daß Meere aufgedämmt wurden, um
Land an die Stelle zu setzen. Sie trieben ihren Spott mit dem Reichtum; denn
in Schande en was sie hätten in Ehren halten müssen. Schlimmer
war, daß Unzucht, Schlemmerei und „das feine Leben“ einriß: Männer führten
sich wie Weiber auf; Weiber gaben öffentlich ihre Ehre preis; für die Schlemme—
reien durchsuchte man alle Länder und Meexe; man schlief, bevor das Verlangen
nach Schlaf sich einstellte; Hunger, Durst, Kühlung und Ermüdung wartete man
nicht ab, sondern führte es duͤrch künstliche Reizmittel herbei. Diese Genüsse
trieben die jungen Leute, wenn sie ihr Vermögen verpraßt hatten, zum
Verbrechen; das mit schlimmen Eigenschaften gefüllte Herz konnte die Lüste nicht
entbehren: um so eifriger suchte es auf alle Weise zu erwerben und zu genießen.
Kap. 36,439,5. Damals schien mir die Herrschaft des Volkes im aller—
kläglichsten Zustande zu sein. Obgleich vom Aufgang bis Untergang der Sonne
alles im Kriege bezwungen und unterworfen war; li en Ruhe und
Reichtum, was die Sterblichen doch für die höchsten Güker halten, im Ueberfluß
vorhanden waren: so gab es doch Bürger, welche mit Entschlossenheit darauf
ausgingen, sich und den Staat zu richten. Denn trotz zweier Senats—
3 hatte von der ahl weder Einer durch die ausgesetzte Belohnung
sich bewegen lassen, die Verschwörüng zu verraten, noͤch Mue ein einziger das
Lager Calilinas verlassen: so groß wär die Krankheit und Pest, welche die meisten
Bürger ergriffen hatte. Und nicht nur die Teilnehmer der Verschwörung waren
entblendet, sondern überhaupt das gesamte niedere Volk Proletariat) billigte im
Streben nach Umsturz das Unternehmen des Catilina. Und gerade dies schien
es gewohnheitsgemäß zu tun. Denn immer beneiden in einem Gemeinwesen die
e die ruhigen Bürger, preisen die untn hassen das Alte, begehren
das Neue, suchen in ihrer Unzufriedenheit mit der eigenen Lage alles umzu—
stürzen; bei allgemeiner Verwirrung finden sie ihr Brot, ohne Verluste zu
besorgen, da sie ja an ihrer Armut eine leicht zu tragende Last haben und
keinen Schaden erleiden. Besonders ließ sich das städtische Proletariat
leicht fortreißen, aus vielen Gründen. Zu allererst: alle, welche sich irgendwo
durch schlechtes und leichtfertiges Leben ausgezeichnet hatten, oder in Schande
ihr väterliches Gut verloren hatten oder wegen einer verbrecherischen Schandtat
aus der Heimat geflohen waren, die strömten in Rom, wie in einer großen
Kloake, zusammen. Ferner dachten viele an den Sieg Sullas und, weil sie
sahen, daß aus gemeinen Soldaten die einen Senatoren, die anderen so reich