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durch ein eigenes Gesetz die bis dahin verbotenen Ehen zwischen den
Goten und den Einheimischen gestattet wurden. Die Byzantiner
wurden jetzt völlig aus Spanien vertrieben (624).
$ 9. Das Frankenreich.*
1. Die Entwicklung dieses Reiches unter den
Merowingern (481—751).
[Chlodwig 481—511.] Das mächtigste der von den Germanen
gegründeten Reiche wurde das fränkische.
Die Franken zerfielen in zwei Hauptteile: die Salier wohnten
an der Meeresküste westwärts von der Mündung des Rheins; die
Ripuarier (Uferfranken) waren die Anwohner des Rheins.
Die Herrschaft der Franken in Gallien wurde durch Chlodwig
aus dem Geschlechte der Merowinger begründet. Er beherrschte
anfangs nur einen Teil der salischen Franken.
Damals bestand in Gallien zwischen Somme und Loire ein noch
nicht von Germanen besetztes Gebiet unter der Herrschaft des S ya
grius, der als „König der Römer“ unabhängig regierte. Chlodwig
schlug ihn bei Soissons und machte dadurch der römischen Herrschaft
486 ein Ende (486). Anfangs war Soissons, später Paris der Mittelpunkt des
neubegründeten Reiches. Darauf bekriegte er die Alemannen, die am
Mittelrhein wohnten, und besiegte sie an einem unbekannten Orte auf dem
496 linken Rheinufer (496). Infolge eines in der Schlacht abgelegten Gelübdes
trat er zum katholischen Christentum über, dem seine Gemahlin Chlotilde,
eine burgundische Prinzessin, angehörte, und ließ sich mit 3000 Edlen
von dem Bischofe Remigius in Reims taufen. Dieser Schritt trug
sehr zur Befestigung der fränkischen Herrschaft in Gallien bei, weil er
die bisherige Scheidewand zwischen den heidnischen Eroberern und
ihren katholischen Untertanen hinwegräumte.
Nachdem Chlodwig auch noch die Burgunder, die von den Alpen
bis über die Rhöne und die Saöne hinaus wohnten, zur Tributzahlung
gezwungen und die Bretagne erobert hatte, griff er die Westgoten an
507 und entriß ibnen durch den Sieg bei Voullon (507) ihre Besitzungen
bis auf Septimanien. Er wurde bei diesem Kampfe durch die Sympathien
der katholischen Eingeborenen des südlichen Frankreich unterstützt, denen
die Herrschaft der arianischen Westgoten verhaßt war. — Schließlich
erlangte Chlodwig die Herrschaft über sämtliche Frankenstämme, von
denen einzelne bis dahin von eigenen Königen beherrscht worden waren,
indem er die Stammesfürsten aus dem Wege räumte und hiebei weder
vor Verrat noch Mord zurückschreckte.
*) Loebell, Gregor von Tours und seine Zeit, 2, Aufl. 1809,