Full text: Erzählungen aus der allgemeinen Geschichte (1. Theil, [Schülerband])

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bar waren die Erfolge, die er daselbst erlangte. Er eilte von Sieg 
zu Sieg und machte damit auf die feindlichen Höfe einen so betäu— 
hbenden Eindruck, daß sie sich, namentlich auch Oesterreich, unter den 
bedeutendsten Opfern zum Frieden mit Frankreich entschloßen (1797). 
Nachdem er darauf eine Expedition nach Aegypten unternommen, haupt⸗ 
sächlich um die der französischen Republik feindlichen Engländer zu be— 
kriegen, und große Siege daselbst erfochten hatte, kehrte er nach Hause 
zurück und bemächtigte sich der Regierungsgewalt, indem er die bishe— 
rigen unfähigen Inhaber derselben gewaltsam beseitigte. Er gab darauf 
durch den glänzenden Sieg bei Marengo einem zweiten Kriege, der 
zwischen Oesterreich und den mit demselben verbündeten Mächten einer— 
seits und Frankreich andererseits seit 1799 ausgebrochen war, eine 
solche Wendung, daß der darauf folgende Friede von Luneville (1801) 
für Frankreich von außerordentlichen Vortheilen begleitet war. 
Die Regierung von Frankreich führte Bonaparte unter dem Titel 
des ersten Consuls und zeigte dabei ebenso glänzende Fähigkeiten wie 
auf dem Schlachtfelde. Zum erstenmale seit dem Ausbruche der Re— 
volution kehrte im Innern wieder Ruhe und Sicherheit zurück; Bona— 
parte suchte selbst durch eine Reihe überaus glücklicher Maßregeln beiden 
Dauer zu geben. Das fast ganz darnmniederliegende Unterrichtswesen 
wurde gehoben und der katholischen Kirche durch den Abschluß eines 
Konkor dats mit Papst Pius VII (1801) eine gesicherte Existenz 
verschafft. In die Civilgesetzgebung kam durch den berühmten Code 
Napoleon Einheit und Ordnung. Der erste Consul trachtete alle 
Klafsen der Gesellschaft, namentlich den Adel, mit der neuen Gestal— 
tung der Dinge auszusöhnen, den Emigranten wurde theilweise die 
Rückkehr in die Heimat gestattet und manchen die konfiszierten Güter 
zurückgegeben. So war die erste Zeit von Bonaparte's Thätigkeit 
als Consul gleich heilsam für Frankreichs äußere wie innere Verhält— 
nisse, er selbst war ein Gegenstand der Bewunderung im Auslande 
und der Anhänglichkeit im Inlande. Die Verhältnisse änderten sich 
jedoch sehr rasch und zwar in Folge der allmälig fich entwickelnden 
despotischen Herrschsucht Bonaparte's. Er wollte keinen anderen Willen 
als den seinigen gelten lassen, verfolgte unerbittlich die Gegner seiner 
Herrschsucht und trat jeder freiheitlichen Entwicklung entgegen. Das 
Ziel seines Ehrgeizes erreichte er endlich dadurch, daß er sich durch 
eine allgemeine Volksabstimmung im J. 1804 die Kaiserkrone als 
Napoleon J erblich übertragen ließ. 
So wie der nunmehrige Kaiser Napoleon in der inneren Re— 
gierung seine ungebändigte Hexrschsucht nur noch freier walten ließ, so 
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