Object: [Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der neuern und neuesten Geschichte] (Theil 4)

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stände iu B ad en betheiligte, gewaltsam aufgelöst. Seitdem trat 
der Bundestag wieder zusammen, und die hochgeschwellten Wogen 
der Aufregung wurden in das alte Bett der Ordnung wieder zu¬ 
rückgeführt. 
Deutschlands Zukunft ist heute noch in Dunkel gehüllt; denn 
sie hängt nicht allein von Deutschland selber ab, sondern auch von 
den Zuständen und den Ereignisien in unfern größern Nachbarlän¬ 
dern. Nach Louis Philipp's Sturze wurde Frankreich in eine 
große Republik verwandelt, und Louis Napoleon, ein Verwandter 
des ehemaligen Kaisers, zu ihrem ersten Präsidenten erwählt. Durch 
seine außerordentliche Klugheit hat es dieser Mann so weit 
gebracht, daß er jetzt, als Kaiser von Frankreich, den grö߬ 
ten Einfluß auf Europa ausübt. An Deutschlands Einigung 
mag er Wohlgefallen zwar nicht finden; doch ist Preußen in der 
neuesten Zeit so mächtig geworden, daß er dieselbe wohl nicht zu 
hindern vermag, wahrscheinlich auch für seine Dynastie es rathsam 
erachtet, ruhig zu sitzen. Eine sehr große Wohlthat für die Völ¬ 
ker wäre es überhaupt, wenn die Fürsten aufhörten, sich vor 
einander zu fürchten und Eroberun g sg elüsten Valet sagten. 
Deutschland muß und soll einig sein, muß und soll einig wer¬ 
den. Der Staat aber, welcher berufen ist an seine Spitze zu 
treten, kann kein anderer sein, als Preußen, und die deutschen 
Regierungen würden wohlgethan und großes Unglück verhütet ha¬ 
ben, wenn sie sich alle willig Preußen angeschlosieu hätten. Die 
Furcht, daß Deutschland preußisch werden solle, durften sie 
nicht haben; vielmehr will Preußen deutsch sein und dann ist uns 
geholfen. Selten hat auch in der Weltgeschichte der Finger der 
Vorsehung sich so deutlich gezeigt, wie in diesen Tagen darin, daß 
Preußen den Beruf hat, an die Spitze Deutschlands zu 
treten, und jeder Versuch, dieser Fügung sich zu widersetzen, wird 
zerschellen, mag er von Fürsten oder von Völkern ausgehen. 
Bis zum Tode Friedrich Wilhclm's IV. 
Die welterschütternden Ereignisse des Jahres 1848 hatten die
	        
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