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stände iu B ad en betheiligte, gewaltsam aufgelöst. Seitdem trat
der Bundestag wieder zusammen, und die hochgeschwellten Wogen
der Aufregung wurden in das alte Bett der Ordnung wieder zu¬
rückgeführt.
Deutschlands Zukunft ist heute noch in Dunkel gehüllt; denn
sie hängt nicht allein von Deutschland selber ab, sondern auch von
den Zuständen und den Ereignisien in unfern größern Nachbarlän¬
dern. Nach Louis Philipp's Sturze wurde Frankreich in eine
große Republik verwandelt, und Louis Napoleon, ein Verwandter
des ehemaligen Kaisers, zu ihrem ersten Präsidenten erwählt. Durch
seine außerordentliche Klugheit hat es dieser Mann so weit
gebracht, daß er jetzt, als Kaiser von Frankreich, den grö߬
ten Einfluß auf Europa ausübt. An Deutschlands Einigung
mag er Wohlgefallen zwar nicht finden; doch ist Preußen in der
neuesten Zeit so mächtig geworden, daß er dieselbe wohl nicht zu
hindern vermag, wahrscheinlich auch für seine Dynastie es rathsam
erachtet, ruhig zu sitzen. Eine sehr große Wohlthat für die Völ¬
ker wäre es überhaupt, wenn die Fürsten aufhörten, sich vor
einander zu fürchten und Eroberun g sg elüsten Valet sagten.
Deutschland muß und soll einig sein, muß und soll einig wer¬
den. Der Staat aber, welcher berufen ist an seine Spitze zu
treten, kann kein anderer sein, als Preußen, und die deutschen
Regierungen würden wohlgethan und großes Unglück verhütet ha¬
ben, wenn sie sich alle willig Preußen angeschlosieu hätten. Die
Furcht, daß Deutschland preußisch werden solle, durften sie
nicht haben; vielmehr will Preußen deutsch sein und dann ist uns
geholfen. Selten hat auch in der Weltgeschichte der Finger der
Vorsehung sich so deutlich gezeigt, wie in diesen Tagen darin, daß
Preußen den Beruf hat, an die Spitze Deutschlands zu
treten, und jeder Versuch, dieser Fügung sich zu widersetzen, wird
zerschellen, mag er von Fürsten oder von Völkern ausgehen.
Bis zum Tode Friedrich Wilhclm's IV.
Die welterschütternden Ereignisse des Jahres 1848 hatten die