VII. Abschnitt
147. Westfalenfahrt nach Frie-richsrich.
(11. Mai 1895)
Wir waren begeistert in hellen Scharen
zum Alten im Sachsenwald gefahren,
viel Männer und Frau'n aus westfälischem Land,
von Börde und Felsen, von Haide und Sand.
Er stand vor uns auf des Schlosses Altan,
und als die Tausend den Alten sah'n,
die greise, die reckenhafte Gestalt,
und des blauen Auges Siegesgewalt,
da brauste, ein Sturm, zum Himmel empor
vieltausendstimmiger Jubelchor.
Er wollte sprechen und konnt' es nicht,
lote Wetterleuchten durchfuhr's sein Gesicht.
Dann hub er an, und wir lauschten ihm all',
Wir sogen vom Mund ihm der Worte Schall:
„Westfalen, Euch preise ich als Kenner:
Im Lande Eisen und auf ihm Männer.
Ihr habt bewiesen die Tapferkeit,
die alte aus der Cheruskerzeit.
Bei Düppel, in Böhmen, im Frankenland,
wie schlugt Ihr so löwenmutig drein;
in den Ruhm, der Preußens Heer erstand,
flugs kauftet Ihr Euch pari ein.
Krieg dort, wo Eure Sterne strahlen!
So haltet zum Reich in Einigkeit!
Und hoch leb' heute und allezeit
der König von Preußen und von Westfalen!"
Und wieder jauchzte zum Himmel empor
vieltausendstimmiger Jubelchor.
Dann stieg er herab in die jubelnde Menge,
und wo er schritt durch das wirre Gedränge,
da gab es ein Hasten von Männern und Frau'n,
nur einmal, ach einmal ihn nahe zu schaun.
Die Damen, die feinen, sie knixten gewandt
und beugten sich nieder zum Kuß auf die Hand.
Nur einer, die er geküßt auf die Wangen,
der ist das Herze wohl durchgegangen,
sie schlug um den Hals ihm die Arme rund
und küßte den Alten — weiß Gott — auf den Mund.
Ein Weib aus dem Volke stand neben mir schlicht;
Ich vergeh es nimmer, das bleiche Gesicht —
sie und ihr Mann, sie hatten gespart
wohl lange schon für die Westfalenfahrt,
daß Einer doch hätte den Alten gesehn,
bevor sie möchten zu sterben gehn.