70
begünstiget, sondern insbesondere die Form der Thalbildung.
Der Gletscher bildet sich naͤmlich in regelmäßig geneigten Thä⸗—
lern, welche nach oben in jene weiten Mulden enden, die in un⸗
seren Alpen den charakteristischen Namen »Kahrs führen, und
von so bedeutender Ausdehnung sind, daß die Mulde der Pasterze
. B. fast * geographische Quadratmeile haͤlt. Diese weiten
Mulden nun fassen große Schneemassen, welche von dem Schmelz⸗
wasser durchsickert werden und dieses bildet am Grunde das Eis,
wenn es nämlich von dem unterliegenden Gesteine nicht durch⸗
gelassen wird; der poröse Kalk aber bahnt dem Schmelz⸗
wasser Wege in die Tiefe und hindert so das Entstehen eigent⸗
licher Gletscher.
Der Gletscher woͤlbt sich gewöhnlich 100 bis 150 Meter
hoch aus einem kleinen See aufwaͤrts, mit einer Abdachung von
0 bis 60 Grad. Als ein breiter Eisstrom zwischen den
Felswänden hervorquellend, von zahlreichen Spalten durch⸗
furcht, stellt sich das imposante Schauspiel dar, in seiner
Erhabenheit gemildert durch das reizende Blau der zahlreichen
Spalten. Gewaltige Felsblöcke und Schuttmassen, die Mor⸗
raͤne genannt, liegen am Fuße des Eispalastes. Nicht
alle Gletscher steigen ununterbrochen aufwärts, viele bilden
Terrassen, die selbst wieder Abstürze haben. Je nachdem der
Gletscher aus mehr oder weniger Zuflüssen besteht, finden sich
auch auf demselben noch Morränen und namentlich die Pasterze
ist durch eine lange Mittelmorraͤne ausgezeichnet, auf welcher die
Johannishüttes steht, welche 1833 Erzherzog Johann fast in
der Mitte der Gletscherlänge errichten ließ. Die Tiefe des Glet⸗
schereises der Pasterze beträgt 216 Meter; N der Gletscher am
Zonnenblick in der Rauris hat 3000 Dicke und noch darüber.
Am oberen Ende des Gletschers beginnt das Eis aus dem
Firn sich zu bilden. Das Firnmeer gleicht einer verschneiten Haide,
st aber trotz der geringen Neigung sehr beschwerlich zu uͤber⸗
schreiten, weil es weit mehr als der Gletscher selbst, von Spal⸗
Für die Firnmeere von Gletschern erster Ordnung gelten 260
Meter als Minimum.