Contents: Lesebuch für Fortbildungsschulen

No. 76. 
Landwirtschaft und Gewerbe. 
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seine Eier in die Nähe der Waben legt; die von diesen „Rankmaden" zer¬ 
fressenen und dnrchsponnenen Waben sind unbrauchbar. Schwache Völker 
unterliegen diesem Feind, der namentlich vom Korbimker gefürchtet wird. Am 
verheerendsten wirkt die Bienenpest oder Faulbrut, welche durch staubkleine Pilze 
verbreitet wird. Diese bringen die Brut zum Absterben und verwandeln jie in 
eine übelriechende, zähe, braune Masse. Wo sie sich einmal eingenistet hat, ist 
sie kaum wieder auszurotten. Im Nachwinter, wenn der Reinigungsausslug 
lange Zeit nicht möglich ist und die Bienen geängstigt und beunruhigt werden, 
tritt die Ruhr auf, die ebenfalls schon vielen Völkern den Untergang gebracht hat. 
Der Nutze n der Bienen ist kein auffälliger, in die Augen springender, 
darf aber doch nicht gering angeschlagen werden. In den 2 Millionen Bienen¬ 
stöcken des deutschen Reiches liegt ein Kapital von über 30 Millionen Mark. 
Viele Hände finden Arbeit bei der Herstellung der Wohnungen und Imker- 
geräte; mancher zieht seinen ganzen Lebensunterhalt aus der Pflege dieser 
unserer kleinsten Haustiere. Die Ertrüge sind sehr schwankend; mitunter 
kommen in der Bienenzucht Jahre, die, statt die gewünschten Erträge zu 
bringen, einen bedeutenden Zuschuß an Futter verlangen. Der Nutzen steigt 
von 5—10 Mark in mittleren Jahren auf das mehr als Fünffache in guten 
Jahren. Dabei darf nicht vergessen werden, daß die Bienen im Haushalt 
der Natur einen wichtigen Platz einnehmen. Blumen und Insekten sind für¬ 
einander geschaffen und erweisen sich gegenseitig wichtige, unentbehrliche Dienste. 
Durch die leuchtenden Farben und die lieblichen Düfte locken die Blumen die 
Insekten herbei. Die Blumenkronen gleichen den Gasthausschildern, welche 
dem Wanderer verkünden, daß hier Speise und Trank zu finden sei. Der 
Blutenstaub und Blütensaft ist für die summenden und schwirrenden Besucher 
aufgetischt; und nur einen kleinen Gegendienst sollen die einkehrhaltenden 
Blumenfreunde leisten, nämlich den Blütenstaub von einer Blüte auf die Narbe 
einer andern tragen, weil sonst kein oder doch nur ein schwaches Samenkorn 
entstehen würde. Der Gärtner erhielte von den Treibhausgurkenpflanzen auch 
keine Früchte, wenn er nicht mit einem kleinen Pinsel ebenfalls den Blüten¬ 
staub aus einer Blüte in die andere übertragen würde; im freien Land über¬ 
nehmen die Bienen diese Dienstleistung. Der in sandigen Gegenden häufig 
angebaute Buchweizen bringt nur dann reichlich Früchte, wenn er in der 
Blütezeit von Bienen beflogen wird. Esparsette und Weißklee sind ebenfalls 
aus die Bienen angewiesen, während der Rotklee hauptsächlich von Hummeln 
besucht wird. Sicherlich tragen die Bienen viel zu dem reichen Obstsegen 
bei, der in manchen Jahren jung und alt erfreut. Die Biene wird bei dieser 
segenbringenden Arbeit von vielen Insekten unterstützt, von keinem Tiere aber 
erreicht oder übertroffen. 
Mangler.
	        
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