9. „Ihr habt mein Volk verführet! verlockt ihr nun mein Weib“
Der König schreit es wüthend, er bebt am ganzen Leib;
Er wirft sein Schwert, das blitzend des Junglings Brust durchdring
Draus, statt der goldnen Lieder, ein Blutstrahl hoch aufspringt.
10. Und wie vom Sturm zerstoben, ist all der Hörer Schwarm
Der Jüngling hat derröcheit in seines Meisters Arm;
Der schlaͤgt um ihn den Manie und setzt ihn auf das Roß,
Er bindet ihn aufrecht feste, verläßt mit m das Schloß.
11. Doch vor dem hohen Thore, da hält der Sängergreis,
Da faßt er seine Harfe, fie aller Harfen Preis,
An einer Marmorfäule, da hat er sie α—, *
Dann ruft er, daß es schaurig durch Schloß und Gaͤcten gellt:
12. „Weh euch, ihr stolzen Hallen! nie töne süßer Klang
Durch dure Raͤunie wieder nie Saste noch Gesang,
Nein! Seufzer nur und Stöhnen und scheuer Selavbenschritt,
Bis euch zu Schutt und Moder dar Rachegeist zertritt!
13. Weh euch, ihr duft'gen Gärten im holden Maienlicht!
Euch zeig ich dieses Todten entstelltes Angeficht,
Daß ihr darob verdorret, daß jeder Quel versiegt,
Daß ihr in künft'gen Tagen versteint, verödet liegt.
14. Weh dir, verruchter Mörder, du Fluch des Sängerthums!
Umsonst sei all dein Ringen nach Kränzen blut'gen Ruhms.
Dein Name sei vergeffenin ew'ge Nacht getaucht,
Sei wie ein letztes Röcheln, in leere Luft verhaucht!“
15. Der Alte hat's gerufen, der Himmel hat's gehoͤrt,
Die Mauern liegen nieder, die Hallen sind zerstoͤri.
Roch eine hohe Säule zeugt von verschwundner Pracht,
Auch diese, schon gestorben, kann stürzen über Naicht
16. Und rings, statt duft'ger Gärten, ein ödes Haideland,
Kein Baum verstreuet Schatten, kein Quell durchdringt den Sand
Des Königs Ramen meidet kein Lied, kein Heldenbuch,
Versunken und vergessen! Das ist des Sängers Fluch ußland.
105. Der regelmaͤßige Müßiggänger.
Erast lebt für sich und theilt sein Vermögen so ein, daß er
ehrlich und ruhig leben kann. Er ist ohne Familie, hat keine Haus
sorgen, ist Herr seiner Zeit und forgt, daß er niemand zur Last falle.
Er lebt seit zehn Jahren einen Tag so regelmäßig als den
anderen, ist gesund und mit seinem Schicksal zufrieden. Um acht