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10) Der kindische Wunsch.
Sophie war zwey Jahr alt, als sie den Mond—
den sie mit Vergnügen sah, gern haben wollte
Sie rief, und winkte: komm, komm, Mond! Er
kam nicht, und sie ward verdrüßlich.
Wir müssen Wünsche, die schwer oder unmög—
lich zu erreichen sind, unterdrücken; so werder
wir nicht so oft verdrüßlich.
11) Die Verleumderin.
Jungfer Falschheim sagte nicht nur öfters Un
wahrheit, sondern auch zum Schaden Anderer.
Sie berleumdete. Das ist ein häßliches Laster!
Aber man lernte sie bald kennen, und glaubtäe
ihr selten.
Also that ste fast Niemanden Schaden,
sich selbst.
12 Die belohnte Wohlthaͤtigkeit.
Ein Knabe, Namens Gutherz, gab aus Mit—
keiden einem armen Manne, der sehr hungrig aus
sah, sein ganzes Frühstück, und bat auch Andere
ihm etwas zu geben.
Einige Zeit nachher ging er, ohne Vorwisser
seiner Eltern, mit seinem Bruder in einen Kahn
der an dem Ufer eines schnellen Flußes lag. S
wackelten, bis der kleine Kahn umschlug. Derce
be arme Mann sah es, und eilte beiden zu b
fen. Er hätte eben so leicht diesen, als jenen
greifen können, aber sein kleiner Wohlthäter
ihn