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sollen nicht verloren gehen, der weise Gott will
uns zur vollkommenern Ausbildung unsers We—
sens ein ewiges Leben verleihen, in welchem wir
ihn und seine Werke immer deutlicher erkennen,
und in der Vollbringung seines Willens noch hoͤ⸗
here Freuden finden sollen. Schon hier lebt selig
und vergnuͤgt, wer Gottes Wege geht; und der
Gott der Liebe, der den Menschen dazu bestimmt
hat, durch Liebe gegen seinen Schoͤpfer und gegen
den Naͤchsten gluͤckselig zu fein und immer gluͤc⸗
seliger zu werden, der laͤßt den Menschen auch im
Tode seiner koͤrperlichen Huͤlle fortleben. Durch
den Tod fuͤhrt uns Gott zur Seligkeit, die er
in einer bessern Welt aus Liebe fuͤr uns bereitet
hat. Gott ist heilig und sein Wille ist unveraͤnder⸗
lich, daß der Mensch auch heilig werden soll. Er
schrieb uns sein Gesetz ins Herz, und die Stimme
Gottes in unserm Gewissen ruft uns bestaͤndig zu,
daß wir die Gebote des Herrn erfaͤllen sollen von
ganzem Herzen und aus allen unsern Kraͤften.
Hier im Leben sollen wir anfangen, die hohe Wurde
der Tugend zu erringen, hier sollen wir mit treuem
Fleiße auf dem Wege wandelu, auf welchem wir
dieselbe erreichen koͤnnen. Hier schon soll der Mensch
ein heiliges Leben fuͤhren und Gott nahe sein,
und nach dem Tode soll er sein heiliges Stre—
ben fortsetzen, und ohne Aufhören sich der Aechn⸗
lichkeit mit Gott naͤhern. Das Leben auf der
Erde ist ein Leben der Pruͤfung und der Er⸗
ziehung, in welchem wir das Leben der Vergel—
tung erwarten sollen. Nach dem Willen Got—
tes soll Niemand des Andern Wohlsein stoͤren,
sondern vielmehr jeder dasselbe zu befoͤrdern
suchen. In diesem Leben geht es aber oft den
Laster⸗