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Zweigen der heiligen Eiche und an anderen Orakelstätten. Ihm zu
Ehren wurden die nationalen Festspiele in Olympia in Elis gefeiert,
von denen noch einmal die Rede sein wird.
Auf dem höchsten Zacken des Olymp, im reinen, strahlenden Äther
ist sein Thron, auf dem Olymp steht auch sein goldenes Haus, wo er
die Götter um sich versammelt zur Beratung und zu festlicher Freude.
Wenn er eintritt, so erheben sich alle, und wenn er sich auf seinen
Thron niederlaßt, so erbebt der ganze Olymp. Seine Waffen sind die
Blitze, sein Schild ist die Ägis, die mit dem Fell der Ziege Am alt Heia
überzogen und mit glänzenden Quasten geschmückt ist. Ägis bedeutet
Sturmmantel, und man bezeichnete damit wohl ursprünglich die schwarzen
uni) weißen Gewitterwolken, aus denen die Blitze hervorgehen.
Zeus, der Herr des Himmels, ist auch der Schutzherr der Familie
und des Hauses. In der Mitte des Hofes stand sein Altar, an dem
der Hausvater das Priesteramt verwaltete.
Die vollendetste Darstellung des Zeus war die Statue desselben
im Tempel zu Olympia. Sie war von dem berühmten Bildhauer
Phidias aus Gold und Elsenbein gefertigt worden und stellte den Gott
auf einem Throne sitzend dar. Die Statue selbst hatte eine Höhe von
40 Fuß, und thronte auf einer 12 Fuß hoben Basis. In der rechten
Hand hielt der Gott eine Siegesgöttin, Nike, in der linken das Scepter mit
dem Adler. Von überwältigendem Eindruck war die Majestät des Hauptes.
In der freien, heiteren, von langen Locken umrahmten Stirn, in dem ge¬
bietenden Blicke, in den lebensfrischen Wangen und dem gnadeverheißenden
Munde erblickte der Grieche das verkörperte Wesen des Himmelsgottes.
Hera, die Schwester, aber auch zugleich die Gemahlin des Zeus,
ist die Himmelsgöttin und als solche streng genommen nur das weib¬
liche Gegenbild des Himmelsgottes. Sie galt als Beschützerin der Ehe,
des Hauses, der häuslichen Zucht, aber die Dichter stellten sie auch
gern als eifersüchtige Gattin dar, die oft durch Hadern und Schelten
den Zorn des Zeus erregt, wie ja auch der klare Himmel sich voü
Zeit zu Zeit mit drohenden Wolken bedeckt, indes blieb die Vorstellung
von der hohen, gebietenden Himmelsgöttin doch die herrschende; der
Kuckuck war ihr heilig, im Frühjahr, wenn er zu rufen begann, feierte
man an vielen Orten das Fest der Vermählung des Zeus mit der
Hera. Im Peloponnes verehrte man sie mit besonderer Andacht,
zwischen Argos und Mykene stand ein berühmtes Heiligtum der Hera.
Eine sehr schöne Büste der Hera befindet sich in der Villa Lndovisi
zu Rom. Der Kops ist voll Würde und Anmut, auf das in Wellen
um die hohe Stirn gelegte Haar ist eine halbmondförmige Krone ge¬
drückt, der Gesichtsansdruck ist lieblich, aber ernst.