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Vierter Kreis: Würmer.
Würmer sind seitlichsymmetrisch gebaute Tiere mip langgestrecktem Leibe, welcher ent¬
weder ungegliedert, geringelt oder gleichartig gegliedert ist, jedoch niemals gegliederte Be¬
wegungsorgane hat.
Erste Klasse: Ringclimimer.
Sie haben einen langgestreckten, walzenförmigen, geringelten Leib und
rotes Blut. Zur Bewegung dienen entweder besondere Saugnäpse an den
Körperenden oder ungegliederte Borsten.
Der gemeine Regenwurm hat einen langgestreckten, walzenförmigen, bis
1 Spanne langen Körper von der Dicke eines Federkieles. Er besteht aus 100 bis
200 rötlichen Ringen. Am vorderen Leibesende ist unten am 2. Ringe der Mund.
Er ist zahnlos und deshalb kann der Regenwurm nur weiche Pflanzenstoffe als
Nahrung aufnehmen. Als Bewegungsorgane dienen Borsten, welche an jeder Leibes¬
seite in 2 Reihen stehen. Im ersten Dritteil des Körpers befindet sich ein wulstiger
Gürtel (Sattel), welcher aus schleimabsondernden Drüsen besteht. — Der Regen¬
wurm vermehrt sich durch weiche, häutige Eier, welche in die Erde gelegt werden.
Regenwürmer dienen vielen Tieren als Nahrung, werden auch von Fischern beim
Fischfang benutzt. In Gärten richten sie manchen Schaden an.
Der medizinische Blutegel hat einen gestreckten, weichen, auf der Ober¬
seite gewölbten, auf der Unterseite flachgedrückten Körper. Die Haut ist oben oliven¬
grün und mit 6 rostroten, schwarzgefleckten Streifen gezeichnet. Der Bauch ist grau¬
grün und schwarzgefleckt, der Körperrand meist gelblich. Jedes der beiden Leibeseuden
trägt einen Saugnapf, der zur Anheftung an feste Gegenstände dient. Der vordere
umgiebt den 3 spaltigen, aus 3 Kiefern gebildeten Mund, in welchem viele kleine
Zähne stehen. Die Zähne dienen nicht zum Kauen, sondern zum Öffnen einer Wunde
behufs Blutsaugens. Auf dem Kopfe stehen 10 kleine, schwarze Augen. — Der
Blutegel lebt in Sümpfen, Teichen und Seeen. Er nährt sich von Menschen- und
Tierblut (Fische, Frösche, Warmblüter). Für die Heilkunde ist er wichtig: er wird
zu örtlichen Blutentziehungen gebraucht. (Handelsartikel).
Zweite Klasse: Rundwärmer.
Sie haben einen langgestreckten, schlauch- oder fadenförmigen Körper ohne
äußere Gliederung. Einige leben frei, die meisten aber sind immer oder eine
Zeit lang Schmarotzer.
Die Trichine ist sehr klein, blaßrot. Sie lebt im entwickelten Zustande im Darm des
Menschen, Schweines und anderer Tiere und heißt deshalb Darm¬
trichine. Die Darmtrichine lebt nur 4—5 Wochen, erzeugt aber
gegen 3000 lebendige Junge, welche die Darmwände durchbohren
und sich besonders im Muskelfleische festsetzen. Hier bilden sie sich
in etwa 2 Wochen zu ausgewachsenen Muskeltrichinen aus, und
kapseln sich ein. Wird das mit eingekapselten Trichinen behaftete
Fleisch von Menschen genossen, so erlangen die Würmchen im Darm-
kanale ihre vollständige Ausbildung zu Darmtrichinen, deren Junge
wiederum die Wanderung beginnen. Der Genuß trichinenhaltigen
Fleisches erzeugt heftige Schmerzen, kann auch den Tod nach sich
ziehen. Regel: Iß nur solches Schweinefleisch, welches durch und
durch gekocht, gebraten oder geröstet ist. — Der Spulwurm ist
20—40 cm lang und hat große Ähnlichkeit mit einem Regenwürme,
doch fehlen ihm der Gürtel und die Borsten. Er sieht blaßrot aus ^ig- 41. Die Trichine,
und hat auf jeder Seite eine Furche. Er lebt im Dünndarm des Menschen, kann sich un¬
geheuer vermehren und dann gefährlich werden.