kam ein armer Leinweber, ein ehrlicher Meister aus dem Orte. Sein
Gesicht sah vor Hunger und Grämen selber aus wie graue Leinwand.
Er zählte ihm, damit der reiche Mann Geld sähe, für einen Scheffel
3 Taler 22 Groschen auf den Tisch. Die 22 Groschen bestanden aus
Dreiern, Sechsern und Groschen, denn der Mann hatte alles Geld zu—
sammengesucht. Aber der Bauer sprach: „Euer Aufzählen hilft Euch
nichts, der Scheffel kostet vier Taler; das ist mein Satz. Eher tue ich
meinen Boden nicht auf. Und dann muß es ordentliche Münze sein und
nicht so zusammengesuchtes Geld.“ Des Bauern Söhnlein, ein Bürsch—
chen von zehn Jahren, zupfte den Alten am Rock: „Vater, gebt's ihm
doch!“ Aber der Vater prägte ihm mit einem Rippenstoß andre Grund—
sätze ins Herz. Der Weber mußte sein Geld zusammenstreichen und heim—
wandern.
3. Den 8. Mai in der Abenddämmerung kam die Zeitung an. Ein Blick
hinein, und der Bauer fand, was er finden wollte: „Roggen vier Taler.“
Da zitterten ihm die Glieder vor Freude. Er nahm ein Licht, ging auf
den Boden und wollte übersehen, wieviel er wohl verkaufen könnte, und
überschlagen, wie groß seine Einnahme wäre. Indem er so durch die
Haufen und gefüllten Säcke hinschreitet, strauchelt er über einen umge—
fallenen Sack und fällt selber; das Licht fliegt ihm aus der Hand und in
einen Haufen Stroh, der daneben liegt. Ehe er sich aufraffen kann, steht
das Stroh in hellen Flammen. Ehe an Hilfe zu denken ist, hat das
Feuer Dachstuhl und Dielen ergriffen. Um Mitternacht an demselben
Tage, wo der Scheffel Roggen vier Taler galt, wo der Bauer auf seinen
Satz gekommen war und seinen Boden geöffnet hatte, stand er am Schutt—
haufen seines ganzen Gutes als ein armer Mann.
D. Friedrich Ahlfeld. (Katechismuspredigten.)
21. Gute Haushaltung im Sprichwort.
1. „Morgen, morgen, nur nicht heute!“ sprechen alle faulen Leute.
2. Heißige Frau macht hurtig Gesinde.
3. Der Herr sieht mit einem Auge mehr als die Diener mit vieren.
4. Wenn der Diener reich und der Herr arm wird, so taugen beide nichts.
5. Wer befehlen will, muß gehorchen lerxnen.
6. Ordnung lerne, übe sie; sie exspart dir Beit und Müh'!
7. Spare in der Beit, so hast du in der Not.
8. Bufriedenheit ist der beste Reichtum.
9. Mit vielem hält man haus, mit wenigem kommt man aus.