Full text: Vom Untergang des Karolingerreichs bis zum Tode Friedrichs des Großen (Teil 2)

110 Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519 — 1648, 
folgungen setzten sich in den Provinzen fort, wo ihnen noch 30 000 
Menschen zum Opfer fielen. 
Die Folge dieser Bluttaten war die Erneuerung der Bürgerkriege. 
Bald darauf starb Karl IX. unter Gewissensqualen, und Hein- 
Heinrich iil. r i ch III., einer der unwürdigsten französischen Könige, bestieg den 
Thron. Die katholische Partei organisierte sich unter Führung von 
Heinrich Guise, Franz Guises Sohn, zu einer geschlossenen Liga, 
welche die Masse des katholischen Volkes, besonders in Paris, aufzu- 
regen und für sich zu gewinnen wußte; sie wollte vor allem ver- 
hindern, daß Heinrich von Bourbon, der nach der Bartholomäusnacht 
katholisch geworden, bald aber zum Protestantismus zurückgekehrt war, 
nach dem Tode des kinderlosen Königs den Thron bestiege. Endlich 
entledigte sich der König Heinrich Guises, der ihn an der Spitze der 
Pariser Bevölkerung zur Flucht aus seiner Hauptstadt gezwungen 
hatte, durch Mord; bald darauf aber wurde er, der letzte Valois, im 
Lager der Hugenotten, zu denen er sich geflüchtet hatte, von einem 
1589 Mönch ermordet. 
Heinrich iv. § 98. Heinrich IV. wurde durch Heinrichs III. Tod der recht- 
1 °1610 ^ mäßige Erbe von Frankreich, fand aber keineswegs sofort allgemeine 
Anerkennung. Die ligistische Partei setzte den Kampf fort; sie fand 
die eifrigste Unterstützung von seiten Philipps II. (§ 92). Da 
Zwecks? entschloß sich Heinrich zum Katholizismus überzutreten; Paris vaut 
une messe soll er gesagt haben. Bald darauf gewann er in der Tat 
Paris, und Frankreich war wieder unter einem Könige vereinigt. 
Religiöses Gefühl ging Heinrich IV. ab, und sein Privatleben 
Innere ^ar wenig ehrbar. Aber er stellte Ruhe und Ordnung wieder her und . 
wußte sie gegen wiederholte Adelserhebungen zu sichern. Er begrün- 
dete den religiösen Frieden, indem er 1598 den Hugenotten durch das 
Edikt von Nantes Gewissensfreiheit, politische Gleichberechtigung 
mit den Katholiken, endlich den Fortbesitz einer Reihe fester Plätze zu- 
sicherte. Er ordnete ferner mit Hilfe seines Ministers Sully die zer¬ 
rütteten Finanzen; nach einer langen Zeit des Bürgerkrieges 
förderte er Ackerbau und Gewerbe, baute Straßen, führte die 
Seidenkultur ein und schuf die ersten französischen Ansiedlungen in 
C a n a d a. Von nicht geringer Bedeutung endlich ist es, daß er durch 
seine Fürsorge für das Wohl des Volkes wie durch sein ritterliches, 
offenes, leutseliges Wesen das Königtum in Frankreich wieder populär 
pK wachte. Seine auswärtige Politik verfolgte das Ziel der B e -
	        
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